Presseberichte zu Enlazando Alternativas

SOZ Deutschland:

DER ALTERNATIVENGIPFEL IN WIEN: EINE HERAUSFORDERUNG FÜR EUROPA

Er war ein politisches Happening der besonderen Art: der Alternativgipfel Europa – Lateinamerika, der vom 10. bis 13. Juni in Wien stattfand. 3 500 Menschen besuchten die über 70 Veranstaltungen, die gleichzeitig an drei verschiedenen Schauplätzen stattfanden: dem altehrwüdigen Kongresshaus der Gewerkschaften, in der funktionalen Wiener Stadthalle und in der ARENA, einem abgetakelten, ehemaligen Schlachthof, den die Studentenbewegung im Jahr 1976 „erobert“ hatte, um daraus ein selbstorganisiertes Kulturzentrum zu machen.

Auch die nicht immer einfachen Verhandlungen mit den Botschaften von Venezuela, Bolivien und Kuba haben sich für die VeranstalterInnen gelohnt. Zum erstenmal in der Geschichte der globalisierungskritischen Sozial(foren)bewegung gab es einen Schulterschluss zwischen Regierungen und Zivilgesellschaft, zum erstenmal war es gelungen, ein offizielles Gipfeltreffen von an die 60 Regierungschefs in den medialen Schatten selbst jener Stimmungsmacher zu stellen, die bereits im Vorfeld von bevorstehenden„Ausschreitungen“ gesprochen hatten.

Dabei ließ sich der so genannte „Gegengipfel“ zunächst eher gemächlich an. Bei der anfänglichen  Pressekonferenz im Kongresshaus strömten nach und nach die ankommenden TeilnehmerInnen in den großen Saal und lauschten andächtig den mit viel verve vorgetragenen Erklärungen jener Bezugspersonen, die während des gesamten Treffens immer wieder in Erscheinung treten sollten: Susan George von Attac-Frankreich, Blanca Chancoso, die emblematische Symbolfigur der ecuatorianischen Indígena-Bewegung, der deutsche Politologe Elmer Altvater und der „spiritus rector“ der brasilianischen Landlosenbewegung MST, Joao Pedro Stedile.

Letzterer sorgte für den ersten medialen Eklat, als er angesichts der politischen Linkswende in Südamerika die rhetorische Frage stellte: „Und was ist los mit Europa? Braucht ihr vielleicht Entwicklungshilfe? Oder haben sich die Grünen und die Sozialdemokraten hier bereits mit den Neoliberalen an der Macht arrangiert?“

Wie sehr diese provokante Frage ins Schwarze traf, stellte sich bald heraus, als während des sorgfältig vorbereiteten „Tribunals der Völker“ durch zwei Tage hindurch die Machenschaften europäischer transnationaler Konzerne an den Pranger gestellt wurden. Trotz der Fülle des Materials, mit dem die eigens zu diesem Zweck aus Lateinamerika eingeflogenen Zeugen und Sachverständigen über 30 Fallbeispiele aus den verschiedenen Wirtschaftssektoren (Bodenschätze, Banken, Dienstleistungen, Agrobuisness etc.) dokumentierten, wurde bald klar, dass der Wahnsinn, mit dem die TNCs heute in Lateinamerika operieren, eine durchaus verallgemeinerbare Methode hat: sie treten zunächst mit neuen Technologien unter dem Vorwand auf, die Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen auf, kreieren aber in Wirklichkeit künstliche Bedürfnisse und kontrollieren aufgrund ihrer Quasimonopolstellung bald die lokalen und regionalen Märkte, wobei sie einander Marktanteile zuspielen als wären sie Bälle auf einem Fußballfeld. Dass sie dabei - im Unterschied zum Fußball - die Felder systematisch zerstören, kümmert sie ebenso wenig wie der Umstand, dass die bei ihren Beutezügen ganze Bevölkerungen der Arbeitslosigkeit und dem Hunger überlassen. 

Ein Beispiel von vielen ist eine Zellulosefabrik, die ein finnischer und ein spanischer Konzern an der Grenze zwischen Uruguay und Argentinien aufgebaut hatten, um so nützliche Dinge wie nicht erneuerbare Papiertücher herzustellen, deren Abfälle den Grenzfluss verseuchen. Die Greenpeace Aktivistin Evangelina Carrozzo sorgte beim offiziellen Gipfel übrigens für großes Aufsehen als sie im Bikini als Sambamädchen verkleidet mit einem Schild just beim offiziellen Phototermin der Staatschefs mit einem Transparent auftrat, auf dem geschrieben stand: „No pulpmill pollution“.

Aber nicht immer war der Alternativengipfel so vergnüglich: am 11. und 12. Mai wurden in den  Plenardiskussionen zu den fünf Hauptachsen Neoliberale Ordnung, Militarisierung und Menschenrechte, Zusammenarbeit, Integration und politischer Dialog  sowie in über 60 Seminaren Konzepte erarbeitet, mit denen in Zukunft die lateinamikanisch-karibische und die europäische Zivilgesellschaft der Herrschaft der Transnationalen entgegentreten wollte. Das Spektrum reichte von den Forderungen der des „Terrorismus“ angeklagten Mapuche-Indianer, die sich im Hungerstreik befanden über die Ernährungssouveränität und das Partizipative Budget (Beteiligungshaushalt) bis zum Entwurf des lateinamerikanischen Integrationsmodells ALBA (Alianza Bolivaraiana de las Americas), in dessen Mittelpunkt Venezuela, Bolivien und Kuba standen.

Dieses „Dreigestirn“ personifiziert durch die Präsidenten Hugo Chavez und Evo Morales sowie durch den Vizepräsidenten des kubanischen Staatsrats Carlos Lage war es dann auch, was am letzten Tag des Alternativengipfels besonderes Aufsehen erregte. Während eines Kulturprogramms (Moderator Leo Gabriel: „In Lateinamerika sind Kultur und Politik zwei Seiten ein und derselben Medaille“) platzten sie in die bis auf den letzten Platz gefüllte Wiener Stadthalle, um dadurch zu dokumentieren, dass der Alternativengipfel zur Hauptsache des Treffens der Regierungschefs geworden war.

Auch wenn die zweieinhalbstündige Rede des venzolanischen Staatspräsidenten eindeutig zu lang ausfiel, fiel es den ca. 2000 Zuschauern, die nach der Abschlussdemo auf dem historischen Wiener Heldenplatz in die Stadthalle gekommen waren, wie Schuppen vor den Augen, als dieser sagte: „ Wir sind nicht hierher gekommen, um uns bei einem folkloristischen Ereignis zu vergnügen, sondern um der Frage nachzugehen, wie diese neue Allianz zwischen Regierungen und Zivilgesellschaft durch die Ausarbeitung konkreter Projekte besiegelt werden könnte.“

Gesagt, getan: noch im August dieses Jahres wird in Caracas ein Treffen von VertreterInnen der wichtigsten lateinamerikanischen und europäischen Netzwerke stattfinden, bei dem konkrete Projekte diskutiert werden, in denen die Netzwerke selbst als AkteurInnen eines neuartigen, solidarwirtschaftlichen Marktgeflechts auftreten sollen. Das politische Projekt Enlazando Alternativas, das so viele Menschen aus so unterschiedlichen Kulturen in Wien zusammengeführt hat, wird also weitergehen.

Leo Gabriel
Journalist und Anthropologe
Mitorganisator des Alternativengipfels
Enlazando Alternativas 2         

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Eine andere Welt ist möglich

Gastkommentar von Leo Gabriel
"Eine andere Welt ist möglich – eine andere Politik ist nötig!" Das ist das Fazit des Alternativengipfels Europa-Lateinamerika-Karibik in Wien. Den insgesamt 3500 Teilnehmern ist klar geworden, dass sie einem im wahrsten Sinn des Wortes historischen Ereignis beigewohnt hatten.

Zum ersten Mal in der nicht einmal zehnjährigen Geschichte der weltweiten globalisierungskritischen Bewegung ist es nämlich gelungen, einen horizontalen Schulterschluss der zivilgesellschaftlichen Netzwerke zweier Kontinente mit den Regierungen von drei Ländern (Venezuela, Bolivien und Kuba) herbeizuführen. Der Gegner war von vorneherein klar: Es wurde eine ganze Bandbreite von transnationalen Unternehmungen an den Pranger gestellt, die sich in den vergangenen Jahren schwerer Vergehen gegen die lokale Bevölkerung und die Umwelt zu Schulden kommen ließen.

Was blieb, war die Frage: Was tun? Welche Hebel in Bewegung setzen, um der Kritik an den multilateralen Finanzinstitutionen, an den USA und der EU-Wirtschaftspolitik auch ein konkretes Handlungsangebot gegenüberzustellen?

Die Antwort lautete immer wieder: Die Missstände schonungslos aufzeigen und die bereits erarbeiteten Alternativen miteinander verknüpfen. Die Palette reichte vom partizipativen Budget über Ernährungssouveränität bis hin zur Verstaatlichung der Energie und der gemeinschaftlichen Nutzung der natürlichen Ressourcen und Dienstleistungen. Das politische Mittel: Druck der Betroffenen, Druck der in sich vernetzten Zivilgesellschaft (Bauernorganisationen, Gewerkschaften, wissenschaftliche Einrichtungen) und Druck von Seiten jener Regierungen, die verstanden haben, dass mit dem Zollabbau notwendigerweise auch der Sozialabbau und mit der Privatisierung auch ein Raubbau der Natur einhergeht.

Dass dazu ein radikales Umdenken der wirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen Nord und Süd, West und Ost notwendig ist, war schon zuvor jedem Teilnehmer des Alternativengipfels klar. Gerade durch die rasante politische Entwicklung in Lateinamerika ist es aber auch deutlich geworden, dass die Verwirklichung dieser Konzepte einen Zusammenschluss von Kräften auf den verschiedensten Ebenen zur Voraussetzung hat: Nicht nur die NGOs, die Gewerkschaften und die sozialen Bewegungen, sondern auch bestimmte Regierungen und politische Parteien, die sich eindeutig für die Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen aussprechen, müssen sich an einem Dialog beteiligen, der von vorneherein keine Grenzen kennt.

Auch in Österreich ist dieses radikale Umdenken angesagt. Auch hier müssen sich politische Kräfte neu konstituieren. In diesem Sinne hat der Alternativengipfel dem verschlafenen Österreich einen längst notwendigen politischen Adrenalinschub verabreicht, der sicherlich nicht ohne Folgen bleiben wird.

Leo Gabriel war Co-Organisator des Alternativen Gipfels zum Treffen der Staatschefs von EU, Lateinamerika und der Karibik.

Dienstag, 16. Mai 2006

 

Viel Lob für den Alternativen Gipfel

Illustration  - Der bolivianische Präsident Evo Morales (links) und der venezolanische Präsident Hugo Chavez beim Alternativen Gipfel.

Der bolivianische Präsident Evo Morales (links) und der venezolanische Präsident Hugo Chavez beim Alternativen Gipfel. (© APA / Oczeret)

Von WZ Online / APA

Der mit viel Lob (u.a. von EU-Ratsvorsitzenden und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel) bedachte Alternative Gipfel in der Wiener Stadthalle ging am Samstagabend zu Ende. Bei der Abschlussveranstaltung traten noch die Staatschefs von Bolivien und Venezuela, Evo Morales und Hugo Chaves, Kubas Vizepräsident Carlos Lage, der französische Bauernführer Jose Bove und der "spiritus rector in spe" der brasilianischen Landlosen-Bewegung MST, Joao Pedro Scedile in den Vordergrund.

Morales äußerte in der von zahlreichen Solidaritätsbekundungen begleiteten Atmosphäre den Wunsch, die "kolonialen Strukturen" in Bolivien endgültig zu eliminieren. Die sozialen Bewegungen würden ihn "begleiten", und ihr Kampf stehe für ihn sogar über jenem der politischen Parteien. In diesem Zusammenhang lobte er den Alternativen Gipfel und sagte dem Publikum: "Ich bin einer von euch". Seit mehr als 100 Tagen sei er jetzt im Amt, und manchmal könne er es immer noch nicht glauben, "dass Evo Präsident ist". In Wien sei er zuletzt 1997 gewesen, anlässlich einer "Debatte über den Status der Koka-Pflanzen", zu der er dann nicht zugelassen worden sei. "Der 'Terrorist' und 'Drogenhändler' ist jetzt Präsident." Die Medien würden erfolglos versuchen, einen Keil zwischen ihn und seinen "Freund" Chavez zu treiben. Trotz allem sehe er seine Politik als eigenständig, sagte Morales.

Chavez bot den Zuhörern das "Standardprogramm" einer launigen und angriffigen Rede, die mehr als zweieinhalb Stunden dauerte. Die Gelegenheit, gegen das "neoliberale und imperialistische Imperium" loslegen zu können, genoss er sichtlich, das Ambiente beflügelte ihn zusätzlich: "Der Frühling, der Vollmond und die Donau in Wien sind dazu angetan, sich zu verlieben." Für sich selbst verstehe er das freilich auch politisch als Liebe zu den Völkern Lateinamerikas, die vom "US-Terror befreit werden" müssten. Die USA würden "keine Grenzen beim Lügen" und beim Drangsalieren unterdrückter Völker kennen. Letztlich sei aber auch die Bush-Regierung nur ein "Papier-Tiger", dem man einen "Stahl-Tiger" entgegen bringen müsse.

Kubas Vizepräsident Carlos Lage warf seinerseits der EU vor, "keine Moral" zu haben, etwa im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg, dem Atomstreit mit dem Iran, "der Unterdrückung der Palästinenser" oder auch in der Frage der in den USA "zu Unrecht" inhaftierten fünf Kubaner, denen Spionage vorgeworfen wird.

Sonntag, 14. Mai 2006

 

 

Internationale Konzerne vom "Tribunal" angeklagt

Illustration  - Kläger und Angeklagte (auf dem Papier).  Foto: apa

Kläger und Angeklagte (auf dem Papier). Foto: apa

Aufzählung "Soziale und ökologische Fragen zum Thema machen".

Wien. Die Anklage ist zu Ende, doch ein Urteil wurde am Freitag nicht gefällt. "Es wird kein Urteil im ordentlichen Sinn des Wortes gesprochen", sagte der deutsche Wirtschaftsprofessor Elmar Altvater. Er war Präsident des "Permanenten Tribunals der Völker", das im Rahmen des Alternativen Gipfels "Enlazando Alternativas 2" getagt hatte. Bei dem zweitägigen Tribunal waren transnationale in Lateinamerika tätige Konzerne mit Sitz in Europa "angeklagt" worden. Auch ein österreichisches Unternehmen, der Grazer Anlagenbauer Andritz, war kritisiert worden.

Altvate präsentierte die eher allgemein gehaltene Abschlusserklärung, in der es vorwiegend darum ging, die Probleme beim Namen zu nennen und mögliche Auswege zu benennen. Es habe sich nicht um ein "Fällen von Urteilen" gehandelt, sondern vielmehr um ein "Zuhören" und ein "Hören der Klagen". Das Tribunal war in fünf Sektoren unterteilt (Natürliche Ressourcen, Finanzbereich, Öffentliche Dienstleistungen, Nahrungsmittelindustrie, Arbeitsmarkt); Altvater ging auf diese Bereiche beim Verlesen der der Abschlusserklärung ein.

Zu dem Sektor der Natürlichen Ressourcen etwa sagte er, dies seien "Allgemeingüter, die nicht weggenommen" werden dürften. Die "weit reichenden sozialen und ökologischen Folgen" wären den transnationalen Unternehmen schlicht "egal", denn diese sehen nur den "kurzfristigen ökonomischen Profit".

Altvater: Schaffen von Rechtsinsitutionen

Altvater prangerte auch internationale Finanzinstitutionen wie etwa den Währungsfonds an: Diese würden unfaire Spekulationen ermöglichen und den transnationalen Konzernen mit ihrer Finanzpolitik in die Hände spielen. Als Schlussfolgerung des Tribunals nannte Altvater das Ziel, auf internationaler Ebene Rechtsinstitutionen zu schaffen, mit deren Hilfe man eine Handhabe gegen das "unverantwortliche" Vorgehen der Transnationalen erlangen würde. Es solle endlich "Schluss sein mit der Straflosigkeit der Konzerne". Die ehemalige Grüne Klubobfrau Freda Meissner-Blau meinte, auch Österreich sei nicht von Vorwürfen, die zu machen sind, ausgenommen. Die Arbeit der vergangenen Tage sei jedenfallsi nur der Anfang: "Wir arbeiten weiter."

Samstag, 13. Mai 2006

 

Lateinamerika hat die Armut satt

Die Präsidenten Chávez und Morales treffen auch mit Teilnehmern des Alternativen Gipfels zusammen
Illustration  - Bevor Venezuelas Präsident Hugo Chávez am Donnerstag Abend nach Wien kam, absolvierte er eine Privataudienz bei Papst Benedikt XVI in Rom.  Foto: ap

Bevor Venezuelas Präsident Hugo Chávez am Donnerstag Abend nach Wien kam, absolvierte er eine Privataudienz bei Papst Benedikt XVI in Rom. Foto: ap

Von Christine Zeiner

Aufzählung Unterschiedliche Ansichten von Politik und Zivilgesellschaft.
Aufzählung Wirtschaft: Freihandelsabkommen rasch abschließen.

Wien. Ob er wirklich in die Arena kommen wird? Er, das ist Hugo Chávez. Venezuelas Präsident ist für den Teilnehmer des Alternativen EU-Lateinamerika-Gipfels wie für viele zur Symbolfigur geworden: Er gibt sich nicht nur volksnah, er präsentiert sich als Gleicher unter Gleichen. Das will er offenbar auch im Rahmen seines Besuchs in Wien unter Beweis stellen, und Freitag Abend an einer Veranstaltung des Alternativen Gipfels auf dem Veranstaltungsareal Arena teilnehmen. "Er hat eine Einladung von Heinz Fischer ausgeschlagen, um mit uns zu diskutieren", schwärmen Wiener Studenten.

Chávez und sein Amtskollege aus Bolivien, Evo Morales, seien Ausnahmen im Politiker-Reigen, meint Francis Wurtz, Vorsitzender der Fraktion der Vereinten Europäischen Linken/Nordischen Grünen Linken im Europäischen Parlament, und Teilnehmer des Alternativen Gipfels. "Sie sprechen mit der Zivilgesellschaft: mit der Landlosenbewegung, mit Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen", sagt er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Eine Konsequenz daraus sei, dass es bei diesem vierten EU-Lateinamerika-Gipfel erstmals nicht zwei strikt getrennte Seiten gebe. Anliegen der Bevölkerung würden auch beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs zum Thema gemacht, meint Wurtz. Zusatz: "Das hoffe ich zumindest."

"Abhängigkeit zu USA verringern"

Die EU würde jedenfalls davon profitieren, lebten weniger Menschen in Lateinamerika in Armut, sagt Wurtz, der Alternativen zu Freihandelsabkommen forciert wissen will. "Die Bevölkerung Lateinamerikas hat die Armut und die Ungleichheit satt." Aus Freihandelsabkommen würden in erster Linie große Konzerne einen Nutzen ziehen, und diese gebe es in Lateinamerika fast ausschließlich in Brasilien. Doch eine engere wirtschaftliche Verflechtung mit der EU könnte die vielfach bestehende Abhängigkeit von den USA verringern, meinen Experten. Der Anteil Lateinamerikas am EU-Handelsvolumen ist mit nicht einmal fünf Prozent vergleichsweise gering.

Dennoch ist auch die EU daran interessiert, die Verbindung zum "Gemeinsamen Markt des Südens" (Mercosur) zu sichern. Zu dessen Gründungsmitgliedern zählen neben Paraguay und Uruguay auch die Großen des Kontinents, Argentinien und vor allem Brasilien. Bisher ist ein Abkommen für die Freihandelszone an Differenzen, vor allem im Bereich Landwirtschaft, gescheitert: Die Mercosur-Mitglieder fordern, dass die Importquoten für Agrarprodukte erhöht werden.

Leitl: "Abkommen sind notwendig"

"Ein möglichst rascher Abschluss von Freihandelsabkommen der EU mit dem Mercosur, der Andengemeinschaft und Zentralamerika ist notwendig", sagt Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich. Sollte das nicht möglich sein, müssten zumindest Abkommen zwischen der EU und einzelnen Staaten geschlossen werden. "Damit kommen dem Ziel, der Verdopplung des EU-Lateinamerikanischen Handels bis 2012 einen großen Schritt näher", erklärt Leitl. Probleme wie Arbeitslosigkeit oder Armut könnten nur in einem gemeinsamen Markt gelöst werden, meinte Mexikos Präsident Vicente Fox am Donnerstag vor Journalisten. Weniger diplomatisch-zurückhaltend gaben sich manche der Teilnehmer des Alternativen Gipfels: "Die Welt braucht keinen freien, sondern einen gerechten Handel", sagte etwa der brasilianische Soziologe Luis Bassegio. Die Erfahrung zeige, dass Freihandelsabkommen keine Verträge seien, die auf einer gleichwertigen Partnerschaft aufbauen. "Wir wollen einen Handel, der die Menschen und die Umwelt schützt, und wir fordern Souveränität: Die Länder sollen selbst bestimmen können, was mit ihren eigenen Ressourcen passiert."

Der Vertreter der brasilianischen Landlosenbewegung MST, Joao Pedro Stedile, sagte, Europa sei für das Elend der Menschen in Lateinamerika mitverantwortlich. Während Kühe in Europa mit billigem Soja aus Brasilien gefüttert würden, müssten die Menschen in seinem Land hungern. Soziologe Bassegio: "Wir sind überzeugt, dass eine andere Art von Wirtschafts- und Finanzpolitik, die den Menschen zu Gute kommt, möglich ist."

Freitag, 12. Mai 2006

 

 

Alternativ-Gipfel: "Niedergang des US-Imperiums"

"Europäischer Kapitalismus für Elend in Lateinamerika mitverantwortlich"
Von WZOnline / APA

Wien. Den Niedergang des US-Imperialismus und den Anbruch einer neuen Zeit für den Subkontinent haben Teilnehmer bei einer Abendveranstaltung des Alternativen EU-Lateinamerika-Gegengipfels ("Enlazando Alternativas" - Alternativen verknüpfen) am Mittwoch in der Wiener Stadthalle beschworen. Der norwegische Friedensforscher und Alternative Nobelpreisträger, Johan Galtung, meinte, der von ihm bereits vorhergesagte Niedergang des US-Imperiums werde mit seinem jetzigen Präsidenten George W. Bush noch rascher erfolgen.

Galtung nannte die vom venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez betriebene Politik "genial". Mit der Art, wie er die Basisbedürfnisse der Bevölkerung erfülle, habe er die ökonomischen Theorien "neu geschrieben". Auch Kubas Fidel Castro habe durch die Entsendung von Ärzten in viele Länder Lateinamerikas den "Yankees" einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn durch solche, friedliche Aktionen werde es für die USA viel schwieriger, ihre Repression zu rechtfertigen, als bei gewaltsamem Widerstand.

Blanca Chancoso, Vertreterin der ecuadorianischen Indigenen-Bewegung, sprach vom Anbruch einer neuen Zeit, in der die Völker für ihre Befreiung kämpften. Durch den erfolgreichen Widerstand gegen das von den USA mit Lateinamerika angestrebte Freihandelsabkommen zeige sich, "dass unsere Träume wahr werden". Die bolivianische Senatorin und Cocabäuerin Leonilda Zurita lobte den neuen sozialistischen Präsidenten Evo Morales, der die Gehälter der Regierenden drastisch gekürzt habe, um damit Schulen und Gesundheitsversorgung zu finanzieren. Zugleich forderte sie, die "Heilpflanze" Coca von der internationalen Drogenliste zu streichen.

Der Vertreter der brasilianischen Landlosenbewegung MST, Joao Pedro Stedile, machte den europäischen Kapitalismus für das Elend der Menschen in Lateinamerika mitverantwortlich. Während die Kühe in Europa mit billigem Soja aus Brasilien gefüttert würden, müssten die Menschen in seinem Land hungern. Die sei eine "Schande". Bischof Alvaro Ramazzini aus Guatemala stellte die Frage, ob auch die Europäer auch zu Änderungen in ihrem Lebensstil bereit wären, wenn sie von den Lateinamerikanern Reformen als Voraussetzung für Wirtschaftsabkommen forderten.

Der kubanische Lyriker Miguel Barnet sagte, sein Land sei bisher die Alternative für Lateinamerika gewesen, nun seien dies auch Venezuela und Bolivien. Die europäischen Medien hätten nur zu Beginn die kubanische Revolution in "psychodelischer Weise" akzeptiert, aber nicht mehr, als sich diese vertieft habe. Maurice Lemoine von "Le Monde diplomatique" warf den westlichen Medien vor, Chavez als "Nationalpopulisten" oder sogar Antisemiten zu verunglimpfen, seine sozialen Leistungen aber auszublenden.

Die Deutsche Angela Klein von der "Arbeitslosenbewegung" bedauerte, dass in Europa heute die Hoffnung und die Horizonte fehlten, die es in Lateinamerika gebe. Sie sprach sich für gewerkschaftliche Organisationen auf internationaler Ebene aus, um der "Erpressung" durch multinationale Konzerne, etwa in Form von Lohndumping, die Stirn bieten zu können.

Aufzählung Enlazando Alternativas

Donnerstag, 11. Mai 2006

 

Ein Gipfel der Alternative für neue Netzwerke

Aufzählung Neoliberale Globaslisierung als Schwerpunktthema.

Wien. Parallel zum Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union und der Staaten Lateinamerikas und der Karibik werden soziale Bewegungen, kirchliche Gruppen, Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Akteure der beiden Erdteile von 10. bis 13. Mai 2006 einen Alternativgipfel abhalten. Unter dem Motto "Enlazando alternativas" ("Alternativen verknüpfen") sollen die Auswirkungen neoliberaler Politik aufgezeigt und neue Nord-Süd-Netzwerke geschaffen werden.

Dieses Gipfeltreffen beinhaltet Themen wie die Auswirkungen der neo-liberalen Globalisierung oder die Menschenrechte. Knapp 200 Organisationen und Einzelpersonen unterstützen den Alternativengipfel, rund 2000 Teilnehmer aus aller Welt werden erwartet, darunter Persönlichkeiten wie die bolivianische Senatorin Leonilda Zurita.

Mittwoch, 10. Mai 2006

 

 

 

derStandard.at

11. Mai 2006
19:37
  Kein Ballett am Wiener Kongress
Beim nächsten Tribunal sollen die Angeklagten geladen werden
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    "Nuestra tierra, ancha tierra, soledades" - "Unsere Erde, endlose Erde, Einsamkeiten", singen die Alternativengipfel-Besucher im Sesselkreis des großen Saals im Kongresshaus der Eisenbahnergewerkschaft in Wien. Das Lied "Aufständisches Amerika", im Jahr 1800 geschrieben, soll am Samstag, am Ende von "Enlazando Alternativas" gemeinsam vorgetragen werden. Elmar Altvater, der Präsident des Tribunals der Völker ist nur kurz irritiert, als die Gitarre erklingt. Am Alternativengipfel kommen recht viele sehr verschiedene Leute zusammen. Der 68er hat in den vergangenen Tagen dutzende Zeugen gehört, die über den Bruch sozialer oder ökologischer Rechte in Lateinamerika berichteten. Und zwar durch europäische Firmen. "Das ist kein echtes Tribunal", sagt Altvater. "Denn sonst müssten auch die Angeklagten gehört werden. Aber wenn die Fälle noch genauer recherchiert sind, dann machen wir eines." Die Berichte hier seien natürlich subjektiv und wenn man dann die Gegenseite höre, korrigiere sich manchmal einiges.

"Doch die europäischen Firmen reagieren immer sensibler, wenn es um ihre Markennamen geht." In Lateinamerika produzierten sie "nur", aber hier bräuchten sie die Konsumenten. Fast immer geht es um Lohnkürzungen, Entlassungen, sexuelle Übergriffe. Und in allen Fällen geht es um Verletzungen von Umweltstandards, vor allem durch europäische Elektrizitäts- und Wasserversorgungsunternehmen.

Freikaufen von Regeln

Das Volk der Mapuche etwa wurde durch den Anbau von Pinienwäldern in Argentinien ihres natürlichen Lebensraums beraubt. "Überall ist auch immer Korruption im Spiel", erklärt Altvater. Konkret: Die Unternehmen kaufen sich bei Regierungen frei, um bestimmte, ihnen ungelegene Regeln missachten zu können. Altvater findet es deshalb besonders wichtig den Bezug zu internationalen Regeln wie der Kernarbeitsnorm der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) herzustellen. Viele lateinamerikanische Länder haben diese allerdings noch nicht unterschrieben.

Lob gibt es für die Europäische Union. "Sie versucht in bilateralen Verträgen mit Ländern, die Einhaltung dieser Normen einzumahnen und dies auch an Zollsenkungen zu binden." Allerdings gebe es immer wieder transnationale Unternehmen wie etwa den spanischen Fischereibetrieb Calvo, die die Durchsetzbarkeit der Normen schwächen, indem sie in Verträgen dann keine bestimmten Länder nennen. Dadurch kann nichts eingemahnt werden.

"Enlazando alternativas" wird zwar von der EU unterstützt, nicht aber von der österreichischen Regierung. "Das ist eben eine Wiener Kongress, die machen ein Ballett, aber wollen lieber nichts mit den etwas wilden sozialen Bewegungen zu tun haben", sagt Altvater. (DER STANDARD, Printausgabe, 12.5.2006)

 

11. Mai 2006
20:36
  "Die EU ist viel aggressiver als die USA"
Susan George, Autorin und attac-Mitgründerin im derStandard.at-Interview über Raubkapitalismus und die Rolle der Kritiker
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Foto: Standard
Susan George ist Buchautorin, Aktivistin und Mitbegründerin der globali­sierungs­kritischen Organisation attac. Sie war unter anderem Beraterin der UN, Vize-Präsidentin von attac-Frankreich und stellvertretende Direktorin des Transnational Institute (TNI) in Amsterdam.

Susan George nimmt am alternativen Lateinamerikagipfel "Enlazando Alternativas" in Wien teil.

Jüngste Veröffentlichung: "Change it! Anleitung zum politischen Ungehorsam", Dromer/Knaur 2006.

Die Fragen stellte Manuela Honsig-Erlenburg

  Susan George, seit Jahren eine Vorreiterin gegen die neoliberalen Wirtschaftsordnung, lobt im Gespräch mit derStandard.at Boliviens Präsident Evo Morales für die Verstaatlichung der bolivianischen Bodenschätze und kritisiert die EU für ihre aggressive Wirtschaftspolitik. Dass die EU das Potenzial für eine "soziale Supermacht" hat, schließt die Wahleuropäerin allerdings nicht ganz aus. Wenn die Zivilgesellschaft jedoch nicht "ihren Job" tut, werde weiter der Grundsatz der Eliten gelten: "Alles für uns, nichts für die anderen".
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derStandard.at: Am derzeit stattfindenden Lateinamerikagipfel sind die Wirtschafts­beziehungen zwischen der EU und Lateinamerika ein Hauptthema. Welche Auswirkungen könnte der jüngste Trend zur Verstaatlichung von Bodenschätzen - aktuell in Bolivien - auf die Wirtschaft haben?

George: In meinen Augen war das von Morales ein sehr couragierter Vorschlag. Und es war höchste Zeit dafür. Die internationalen Konzerne beanspruchten 89 Prozent des Gewinns aus Bodenschätzen, das bolivianische Volk hatte gar nichts davon. Das sind immerhin ihre Ressourcen. Venezuela ist diesen Weg vorgegangen. Vorher gab es in Venezuela zahllose Menschen ohne Schulbildung und ohne Chance auf eine medizinische Versorgung. In Bolivien ist natürlich trotzdem noch nicht alles Eitel Wonne, aber man hat jetzt zumindest fairere Verträge mit den Gesellschaften, die vorher im freien Wettbewerb Ressourcen ausgebeutet haben.

derStandard.at: EU-Vertreter sind allerdings davon überzeugt, dass der freie Handel und Warenverkehr allen nützt.

George: Das ist natürlich nicht wahr. Sogar die Weltbank hat Studien erstellt, die zeigen, dass freier Handel das Wachstum nur sehr wenig beeinflusst. Man benötigt eine enorme Zunahme im Handel um nur ein Prozent Wachstum zu erreichen. Studien - zum Beispiel von TNI - zeigen, dass sich die Gewinne nicht verteilen, sondern bei den Eliten bleiben. Der sogenannte freie Handel ist sehr oft nur eine Maske für fortschreitende Ausbeutung.

derStandard.at: Trotzdem werden weiter bilaterale Handelsvereinbarungen geschlossen.

George: Staaten, die Erfolg hatten, europäische, die USA, Japan oder auch Korea, nutzen alle hohe Staatszuschüsse für Sektoren, die sie voranbringen wollten. Nun wollen gerade diese Länder - aus Angst, dass ihre Profite sich verringern - ähnliche Entwicklungen in anderen Ländern verhindern. Nichts anderes sind diese "Free trade agreements": es sind Übereinkommen, die offene Märkte erzwingen sollen, so dass einflussreiche und starke Konzerne sich uneingeschränkt bedienen können.

Und die EU geht hier viel aggressiver vor als die USA. Die Europäer wollen eine umfangreiche Öffnung in beinahe allen Bereichen des Dienstleistungssektors: von Energie über Flugverkehr bis zu freiem Investment. Wir haben zum Beispiel GATS bekämpft, aber sobald wir die EU aus der Tür hinausgedrängt hatten, waren sie auch schon beim Fenster wieder drinnen.

derStandard.at: Die zunehmende Verstaatlichung der Ressourcen in Lateinamerika sorgt deshalb zumindest für Unruhe in Europas Konzernzentralen. Wie wird die EU reagieren?

George: Das betrifft ja vor allem spanische Konzerne wie Repsol. Ich glaube nicht, dass die EU selbst groß reagieren wird. Sie würde ihre Glaubhaftigkeit verlieren, sollte sie wegen eines so kleinen Landes wie Bolivien ein Theater veranstalten. Vielleicht kommt ein Gegenschlag über den Umweg des Schuldenerlasses, aber eine direkte Reaktion halte ich für unwahrscheinlich.

derStandard.at: Die EU will den Staaten Lateinamerikas beim Wiener Gipfel einen mit vier Milliarden Euro dotierten Infrastrukturfonds in Aussicht stellen, der jedoch wiederum europäischen Firmen Investitionen in Lateinamerika erleichtern soll. Was halten Sie davon?

George: Die EU sollte ihr Geld lieber für andere Dinge ausgeben. Wenn wir vier Millarden Euro zur Verfügung haben, sollten wir das für Forschung und Bildung in Europa ausgeben und die Hände von Lateinamerika lassen. Um die transnationalen Konzerne mache ich mir keine Sorgen, die verdienen Milliarden von Dollar. Es ist klar, dass die EU-Kommission sich an den Interessen der Konzerne orientiert. Schließlich sind 13.000 Wirtschaftslobbyisten in Brüssel. Alle finden sie Gehör bei der Kommission.

derStandard.at: Haben die globalisierungskritischen NGOs keine Lobbyisten?

George: Wir finden einige Zustimmung im EU-Parlament. Das Parlament hat aber wiederum nicht die Macht, die Dinge nachhaltig zu ändern. Die EU-Strukturen sind in meinen Augen sehr undemokratisch, das Parlament hat bisher viel zu wenig Einfluss. Wenn man sich anschaut, dass mittlerweile fast 80 Prozent der Gesetze im Wirtschaftsbereich von der EU-Ebene kommen, dann ist das äußerst besorgniserregend.

derStandard.at: Sie haben nach den letzten Wahlen in den USA die Europäer dazu aufgerufen, die Führung zu übernehmen: "Es ist nur eine kleine Chance - unsere eigenen Regierungen sind ja schlimm genug - aber es ist die einzige, die wir haben!" Sehen Sie diese Chance immer noch?

George: Ja. Allerdings gibt es zahlreiche "Wenn’s". Das viel zitierte europäische Sozialmodell existiert zumindest in Ansätzen. Wir müssen dieses Modell bewahren, denn es ist anders als das US-amerikanische und anders als das chinesische. Auch nach Außen sollte die EU sozial agieren und anderen Ländern helfen, ihre Demokratien aufzubauen, soziale Standards zu sichern. Davon sind wir allerdings weit entfernt. Wir haben nicht nur falsche Strukturen sondern auch eine Zentralbank, die tun und lassen kann, was sie will.

Wir könnten es uns definitiv leisten, eine soziale Supermacht zu werden. Statt sich darum zu bemühen, konzentriert sich die EU leider hauptsächlich auf neoliberales Wirtschaften.

derStandard.at: Sie rufen in Ihrem Buch "Change it!" zum politischen Ungehorsam und zum Widerstand gegen das Diktat der Wirtschaft auf. Was können NGOs, was die Zivilgesellschaft letztendlich beitragen?

George: Europa wird sich nur dann bewegen, wenn alle Bewohner sich darum bemühen. Die WTO entschied zum Beispiel in einem aktuellen Fall, dass Importverbote für gentechnisch verändertes Saatgut aufzuheben seien. Ich denke, die Kommission ist sehr glücklich darüber. Nun ist es möglich, das ganze Zeug zu importieren, obwohl 70 Prozent der EU-Bevölkerung dagegen sind. Die Aufgabe der NGOs ist es, die Leute aufzuklären und darauf hinzuweisen, dass hier etwas gegen ihren Willen geschieht.

In meinem neuen Buch "We, the peoples in Europe" zitiere ich Adam Smith, der sagt: "Alles für uns und nichts für die anderen scheint zu jeder Zeit der Grundsatz der Herrschenden zu sein." Adam Smith war ein Verteidiger des Raubkapitalismus, aber er kannte die Eliten. Wenn also die soziale Bewegung ihren Job nicht tut, wird es genauso enden: Alles für die Eliten, nichts für die Menschen. Wir müssen das verhindern.

 

11. Mai 2006
19:30
  Morales: "Ich habe das Gefühl, Sie haben geglaubt, dass wir Leute mit Federn am Kopf sind"
Bolivianischer Präsident verteidigt Verstaatlichungen - Europa zur Aufarbeitung der Kolonialisierung Lateinamerikas aufgefordert
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Foto: Reuters/Foeger
Evo Morales: "Ich habe das Gefühl, Sie haben geglaubt, dass wir Indigene Leute mit Federn am Kopf sind. Aber wir sind ganz normale Leute mit Rechten und Pflichten"
  "Sie sind einer der Stars", meinte der Korrespondent des spanischen Senders TVE zu Boliviens Präsident Evo Morales, dem ein kurzes Lächeln enthuschte. Der Andrang im Briefingraum 18 auf dem Messegelände war entsprechend, die Temperatur auch. Immer wieder wischte sich Morales, der diesmal zwar nicht seinen bereits berühmt gewordenen Pullover, sondern eine dicke, dunkelbraune Lederjacke trug, über die Stirn."Ich habe das Gefühl, Sie haben geglaubt, dass wir Indigene Leute mit Federn am Kopf sind. Aber wir sind ganz normale Leute mit Rechten und Pflichten", meinte Morales und rief die Europäer auf, "die dunkle Geschichte" aufzuarbeiten, die mit der Kolonisierung Amerikas und der Entrechtung indigener Völker verbunden ist.

Vorwürfe an Ölgesellschaften

"Bolivien gehört jetzt den Indigenen", verteidigte er die von ihm am 1. Mai durchgesetzte Verstaatlichung des Erdgas- und Erdölsektors. Vorwürfe von Brasiliens Präsident Lula da Silva, nicht rechtzeitig über den Schritt informiert worden zu sein, wies er zurück. Den ausländischen Öl- und Gasgesellschaften warf Morales vor, unter seinen Vorgängern illegale und verfassungswidrige Verträge abgeschlossen zu haben. Er nannte sie "Banditen", was der Dolmetscher - wie einiges andere auch - lieber nicht übersetzte.

Keine Entschädigung

Entschädigungen für die von der Verstaatlichung des Energiesektors betroffenen Unternehmen lehnte Morales ab. "Wenn wir technische Anlagen und Ausrüstung enteignet hätten, würde es um Entschädigungen gehen, aber in diesem Fall haben wir niemanden enteignet."

Morales kündigte in Wien an, noch einen Schritt weiter zu gehen. "Die Verstaatlichung wird nicht bei den Ölressourcen stoppen, wir werden das auch auf großen Landbesitz ausdehnen." Laut Berichten will Morales bereits in den nächsten zwei Wochen eine Landreform ausrufen und Großgrundbesitz beschlagnahmen, wie dies in Venezuela Präsident Hugo Chávez getan hat.

Chávez will Morales aber dahingehend beeinflussen, sich den Austritt aus dem Andenpakt, dem auch Peru, Ecuador und Kolumbien angehören, noch zu überlegen. Er habe deshalb Chávez einen Brief geschrieben.

Als Morales nach einer Dreiviertelstunde die erste Antwortrunde beendet hatte, schaltete sich ein Mitarbeiter der EU-Präsidentschaft mit dem Hinweis ein, dass die Pressekonferenz der amtierenden Ratsvorsitzenden, der österreichischen Außenministerin Ursula Plassnik, soeben - mit 38-minütiger Verspätung - begonnen habe. Nur drei Journalisten standen auf.

Plassnik wurde dann zu den Verstaatlichungen in Bolivien gefragt. Plassnik sprach das Problem der Rechtssicherheit insbesondere für Investoren an. Die EU erwarte bei diesem wichtigen Punkt von Bolivien "Klarstellung über die Vorhaben", konterte sie.

Zum Verhältnis zu Kuba sagte Plassnik, der von der EU praktizierte "kritische Dialog" solle für Kuba "eine Ermunterung zu Reformen" sein. Ansonsten erwarte sie sich vom Gipfel in Wien "Impulse" für die weitere Zusammenarbeit zwischen den Staaten der EU und Lateinamerikas. "Wir wollen frischen Wind, neue Perspektiven in diese Partnerschaft einbringen." Sie betonte, dass über "die Zukunft eines Drittels der UNO-Staaten" gesprochen wird.

Morales nahm auch Bezug auf Österreich. Angesprochen auf den Kokainkonsum eines österreichischen Sängers - Rainhard Fendrich - sagte er: "Wenn dieser österreichische Musiker nicht Drogen genommen hätte, würde bei uns das Problem nicht so groß sein." Dann kündigte er noch an, "die nächsten 24 Stunden für Interviews zur Verfügung zu stehen", ehe er verschwand. (DER STANDARD, Printausgabe, 12.5.2006)

 

11. Mai 2006
17:43
  Gegen Benetton und für Che
Tribunal gegen europäische Firmen, die in Lateinamerika ökologische und soziale Rechte gebrochen haben
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Beim Alternativengipfel im Wiener Kongresshaus der Eisenbahner werden europäische Firmen "angeklagt".
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Die Schriftstellerin Susan George klagt an.
foto: apa/jaeger
"Che" am Alternativengipfel
  Wien – Die Retter der kubanischen Helden haben sich formiert, sie kommen aus Russland und kämpfen vor allem gegen jede Art von Opportunismus und Revisionismus innerhalb der eigenen Gruppe und "jeden Versuch von den Prinzipien Marx' und Lenins abzuweichen". Die Russen sind wild entschlossen, die Kubaner durch Unterschriftenlisten freizukriegen, und agitieren jeden an, der den Alternativengipfel besucht. Bei "Enlazando Alternativas" (Alternativen verknüpfen), der Gegenveranstaltung zum EU-Lateinamerikagipfel finden sich im Kongresshaus der Eisenbahnergewerkschaft in Wien sehr verschiedene Gruppen ein: kirchliche Hilfsorganisationen, wie etwa die Dreikönigsaktion, neue und altgediente Grüne, wie Freda Meissner-Blau, jede Menge Lateinamerika-Freunde und eben auch Marxisten. Che ist allgegenwärtig, auf roten Halstüchern und bunten Kunstwerken, die feilgeboten werden, sogar Doppelgänger mit blinkenden Sternchen auf der schwarzen Kappe stehen vor der Türe zum Tribunal der Völker. Dort werden in den nächsten Tagen europäische Firmen "angeklagt". Sie sollen in Lateinamerika ökologische und soziale Rechte gebrochen haben.

Auf dem Podium sitzen die Geschworenen: etwa die Schriftstellerin Susan George, der deutsche Politologe Altvater und Meissner-Blau. Indigene aus Peru berichten als Zeugen über den Bau eines Bergwerks der britischen Firma Monterrico Metalls. Die Firma habe nicht nur das Land genommen ohne Genehmigung der indigenen Bevölkerung, sondern auch das Wasser verschmutzt. Aus Argentinien treten Zeugen auf, die die italienische Firma Benetton wegen Pinienpflanzungen, die zu extremer Trockenheit geführt haben sollen und der Ausbeutung der Arbeiter bekritteln. "Die lokale Bevölkerung hatte gar nichts davon", sagt der Zeuge. Mexikaner berichten von den spanischen Firmen Riu Ressorts und Ibero Star, die in Hotelanlagen investieren. Das Ökosystem sei gekippt, alle Schildkröten gestorben. (awö, szi, DER STANDARD, Print, 11.5.2006)

11. Mai 2006
16:29
  Friedensforscher Galtung: "Niedergang des US-Imperiums"
Vertreter der brasilianischen Landlosenbewegung: "Europa-Kapitalismus für Elend in Lateinamerika mitverantwortlich"
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  Wien - Den Niedergang des US-Imperialismus und den Anbruch einer neuen Zeit für den Subkontinent haben Teilnehmer bei einer Abendveranstaltung des Alternativen EU-Lateinamerika-Gegengipfels ("Enlazando Alternativas" - Alternativen verknüpfen) am Mittwoch in der Wiener Stadthalle beschworen. Der norwegische Friedensforscher und Alternative Nobelpreisträger, Johan Galtung, meinte, der von ihm bereits vorhergesagte Niedergang des US-Imperiums werde mit seinem jetzigen Präsidenten George W. Bush noch rascher erfolgen. Galtung nannte die vom venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez betriebene Politik "genial". Mit der Art, wie er die Basisbedürfnisse der Bevölkerung erfülle, habe er die ökonomischen Theorien "neu geschrieben". Auch Kubas Fidel Castro habe durch die Entsendung von Ärzten in viele Länder Lateinamerikas den "Yankees" einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn durch solche, friedliche Aktionen werde es für die USA viel schwieriger, ihre Repression zu rechtfertigen, als bei gewaltsamem Widerstand.

Blanca Chancoso, Vertreterin der ecuadorianischen Indigenen-Bewegung, sprach vom Anbruch einer neuen Zeit, in der die Völker für ihre Befreiung kämpften. Durch den erfolgreichen Widerstand gegen das von den USA mit Lateinamerika angestrebte Freihandelsabkommen zeige sich, "dass unsere Träume wahr werden". Die bolivianische Senatorin und Cocabäuerin Leonilda Zurita lobte den neuen sozialistischen Präsidenten Evo Morales, der die Gehälter der Regierenden drastisch gekürzt habe, um damit Schulen und Gesundheitsversorgung zu finanzieren. Zugleich forderte sie, die "Heilpflanze" Coca von der internationalen Drogenliste zu streichen.

Vertreter der Landlosenbewegung kritisiert europäischen Kapitalismus

Der Vertreter der brasilianischen Landlosenbewegung MST, Joao Pedro Stedile, machte den europäischen Kapitalismus für das Elend der Menschen in Lateinamerika mitverantwortlich. Während die Kühe in Europa mit billigem Soja aus Brasilien gefüttert würden, müssten die Menschen in seinem Land hungern. Die sei eine "Schande". Bischof Alvaro Ramazzini aus Guatemala stellte die Frage, ob auch die Europäer auch zu Änderungen in ihrem Lebensstil bereit wären, wenn sie von den Lateinamerikanern Reformen als Voraussetzung für Wirtschaftsabkommen forderten.

Der kubanische Lyriker Miguel Barnet sagte, sein Land sei bisher die Alternative für Lateinamerika gewesen, nun seien dies auch Venezuela und Bolivien. Die europäischen Medien hätten nur zu Beginn die kubanische Revolution in "psychodelischer Weise" akzeptiert, aber nicht mehr, als sich diese vertieft habe. Maurice Lemoine von "Le Monde diplomatique" warf den westlichen Medien vor, Chavez als "Nationalpopulisten" oder sogar Antisemiten zu verunglimpfen, seine sozialen Leistungen aber auszublenden.

Die Deutsche Angela Klein von der "Arbeitslosenbewegung" bedauerte, dass in Europa heute die Hoffnung und die Horizonte fehlten, die es in Lateinamerika gebe. Sie sprach sich für gewerkschaftliche Organisationen auf internationaler Ebene aus, um der "Erpressung" durch multinationale Konzerne, etwa in Form von Lohndumping, die Stirn bieten zu können. (APA)

 

11. Mai 2006
15:06
  Chiles Präsidentin im STANDARD-Interview: "Es wird keinen Schlussstrich geben"
Michelle Bachelet, die erste Frau an der Spitze Chiles, im STANDARD-
Interview: Die Suche nach Gerechtigkeit geht weiter
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Foto: Reuters/Ivan Alvarado
Michelle Bachelet: "Wir sind gereift, es hat uns große Anstrengungen gekostet."
  Präsidentin Michelle Bachelet ist die erste Frau an der Spitze Chiles. In ihrer Amtszeit werde die Suche nach Gerechtigkeit zur Pinochet-Diktatur weiter gehen, das Land solle sozialer werden, meinte sie auf Fragen von Erhard Stackl.
***
STANDARD: Chile hat es in den vergangenen 16 Jahren geschafft, eine stabile Demokratie und eine beeindruckend wachsende Wirtschaft aufzubauen. Es gibt aber noch immer enorme Einkommensunterschiede. Wie kann man die Kluft zwischen Arm und Reich, verringern?

Bachelet: Hier gibt es nicht nur einen Weg, sondern mehrere, die einander ergänzen. Einer davon ist es, effizientere und zielgerichtete Sozialausgaben zu haben; die Löhne der Arbeitenden und deren Rechte zu verbessern, besonders von allein erziehenden Frauen.

Bessere wirtschaftliche Leistungen der Unternehmen verschaffen uns stabile Einnahmen zur Finanzierung der Sozialpolitik. Es geht auch darum, den vom hohen Kupferpreis stammenden Überschuss effizient zu investieren und die Politik zu verstärken, die sich gegen die Diskriminierung von Minderheiten oder Geschlechtern richtet. Langfristig ist besonderer Nachdruck auf die Bildung zu legen, vor allem auf die Vorschulbildung.

STANDARD: Sie sprechen oft von "Chancengleichheit", einem Begriff, den in Österreich in den 70er Jahren der Sozialdemokrat Bruno Kreisky geprägt hat. Heute sind die viele Regierenden der Meinung, es lasse sich ein Sozialsystem nicht finanzieren, das, in Ihren Worten, "von der frühesten Kindheit bis ins hohe Alter reicht".

Bachelet: Heute hat unser Land ein mittleres Entwicklungsstadium erreicht. Wir verfügen jetzt über mehr Geldmittel sowie über effizientere Verfahren zum zielgerichteten Einsatz, um die verschiedenen sozialen Fragen zu lösen. Das Sozialsystem wird für alle errichtet. Die öffentliche Politik wird rigoros gerechnet und finanzierbar sein, daran gibt es keinen Zweifel, aber es ist ein ehrgeiziges Ziel.

In Verbindung mit den großen Umwälzungen, die wir während der Regierungen der Concertación u. a. in Sachen Gesundheit, Bildung, Wohnbau und Infrastruktur unternommen haben, wird es uns ermöglichen, ohne Probleme eine grundlegende Plattform sozialen Schutzes zu errichten, die schon in Form des Plan AUGE de Salud Gestalt annimmt, sowie mit der Revision des Pensionssystem und der Sozialpolitik im allgemeinen.

STANDARD: Sie bieten Menschen über 60 in den öffentlichen Spitälern Gratisbehandlung an. Es gibt das Projekt, 800 neue Kinderkrippen, neue Kleinkinder- und Kindergartenplätze für tausende von Kindern zu errichten. Wie kann man das finanzieren, ohne die Gesamtwirtschaft aus dem Gleichgewicht zu bringen?

Bachelet: Es ist Teil unseres Regierungsprogramms, ein eisernes finanzielles Gleichgewicht und einen strukturellen Budgetüberschuss zu erhalten, das werden wir nicht antasten. Unser Programm kostet in etwa sechs Milliarden Dollar in vier Jahren und wir haben es zur Gänze finanziert - mit der aktuellen Steuerstruktur, auf Basis einer mittelfristigen Schätzung des Kupferpreises, mit Wirtschaftswachstum und größerer Ausgabeneffizienz.

STANDARD: In den vergangenen Jahren haben sich Chiles Regierungen darum bemüht, die Wunden der Militärdiktatur zu heilen. Welche Haltung nehmen Sie zu den Menschenrechtsverletzungen während der Diktatur ein?

Bachelet: In Sachen der Menschenrechte haben die Regierungen der Concertación, seit sie 1990 an die Macht gekommen sind, nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigungen gesucht. Vom Rettig-Bericht des Jahres 1991, über den "Mesa de Diálogo" 1999, die Voralge über die Menschenrechte 2003 bis zum Bericht über politische Haft und Folter des Jahres 2004 wurden dabei große Fortschritte erreicht, zahlreiche Strafprozesse wurden wieder aufgenommen, und es wurden verschiedene Entschädigungsmaßnahmen für jene geschaffen, deren Freiheit und körperliche Unversehrtheit während dieser für das Land so unseligen Epoche verletzt worden sind.

In dieser Regierung werden wir weiter nach den Verschwundenen suchen und es wird, wie ich es den Angehörigen der Opfer des Militärregimes gesagt habe, für diese Verbrechen keinen Schlussstrich geben. Aber auch der Blick in die Zukunft ist mir wichtig, denn heute haben wir ein ausgesöhntes Land, in dem unsere Kinder in Frieden leben, auf der Basis einen gemeinsamen Geschichte und einer gemeinsamen Wahrheit. Und das ist etwas, was wir nicht wieder verlieren dürfen.

STANDARD: Wie beurteilen Sie den Dialog mit der EU? In den 70ern haben Sie in Deutschland im Exil gelebt, Sie kennen die Europäer von Grund auf. Chile, wie auch Mexiko, hat Freihandelsabkommen mit den USA und mit der EU geschlossen. Aus welchem Grund hat der Dialog der EU mit anderen lateinamerikanischen Ländern und Regionen (Mercosur, Comunidad Andina) so wenig Erfolg?

Bachelet: Mit Europa hat Chile schon immer starke historische Beziehungen und Übereinstimmungen in vielen Politikfeldern gehabt - in der Wirtschaft, bei den Menschenrechten, im Kampf gegen die Armut und anderen. Das Assoziierungsabkommen (mit der EU) Handelsabkommen Asociacion Politica, Economica y de Cooperacion, das wir 2002 abschlossen, hat uns sehr zufrieden gestellt, da es diese Beziehungen festigte und den bilateralen Handel deutlich stärkte.

Was die Beziehungen zum zu Mercosur betrifft, so gibt es da viel mehr Kooperationsbereiche, deshalb könnte ich nicht sagen, dass diese Beziehungen "wenig erfolgreich" gewesen sind. Jedes Land, jeder Handels- oder Politik-Block hat seinen eigenen Fortschrittsrhythmus. Wenn auch noch keine großen Abkommen vereinbart worden sind, so bin ich mir doch sicher, dass das am Fehlen einer Einigung in gewissen Aspekten und nicht daran, dass es am politischen Willen fehlt, sie zu einem Abschluss zu führen.

STANDARD: Soldaten aus Chile (und auch Argentinien) sind in UN-Friedensmissionen nicht nur auf Haiti, sondern auch auf Zypern im Einsatz. Hat sich Chile auf außenpolitischen Gebiet dem Multilateralismus verschrieben?

Bachelet: Ich persönlich glaube, dass es der Multilateralismus erlauben wird, sich den ungeheuren Herausforderungen zu stellen, und die Chancen der heutigen Welt wahrzunehmen, sei es auf wirtschaftlichem, politischem oder sozialem Gebiet. Chiles Bekenntnis zur Förderung und Erhaltung der Demokratie, der Menschenrechte und des Friedens ist die Basis für unsere Teilnahme an der UNO wie auch an der OEA.

Wir unterstützen mit Kraft und Begeisterung den kürzlich geschaffenen Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen. Darum werden wir auch weiterhin bei Missionen präsent sein, wenn der UN-Sicherheitsrat uns darum ersucht. Auf dieser Reise werde ich vor meiner Ankunft in Wien die chilenischen Soldaten besuchen, die in Bosnien-Herzegowina stationiert sind.

STANDARD: Was halten Sie vom Handelsblock Mercosur, wo es derzeit Streitigkeiten zwischen Argentinien und Uruguay gibt?

Bachelet: Es ist von größter Wichtigkeit, dass sich der Mercosur im Globalisierungsprozess mit einer einzigen Stimme darstellt. Es ist von grundlegender Bedeutung, in Lateinamerika eine deutliche und gemeinsame Stimme zu haben. Chile wird weiterhin mit arbeiten, im Handel Fortschritte machen und die Politik stärken.

Aus diesem Grund halte ich es für wesentlich, dass die Dialog- und Reflexionsmechanismen im Inneren des Mercosur funktionieren, damit Konflikte unter seinen Partnern gelöst werden können. Eines von Chiles wichtigsten Zielen ist es, die politischen Elemente und Institutionen des Mercosur zu stärken.

STANDARD: Während der Regierungszeit von Salvador Allende (1970-73) führte Chile die lateinamerikanische Linke an. Heute wird die Regierung Chiles, verglichen mit jener von Hugo Chávez in Venezuela, als moderat betrachtet. Was sind die Gründe dafür?

Bachelet: Chile ist ein Land, das nach dem langen Prozess, den Pinochets Diktatur dargestellt hat und der uns bis heute bedrückt, wieder auf die Beine gekommen ist. Wir sind gereift, es hat uns große Anstrengungen gekostet. Wir fühlen uns nicht als mehr oder weniger moderat als andere Länder. Was wir nach Wiedererlangung der Demokratie wohlgetan haben, war, für die Schaffung eines stabilen Landes zu arbeiten, das eine solide Wirtschaft hat, das sich in der globalen Welt einbringt, aber zugleich die Sorge um die Überwindung der Armut nicht aus dem Blick verliert und es ermöglicht, dass die Vorteile der Wirtschaftsentwicklung alle Chilenen auf mehr egalitäre Weise erreichen.

Davon ausgehend, was wir als Land erlebt haben, mit unseren Bedürfnissen und Visionen, glauben wir, dass wir unsere Erfahrung einbringen und an der Gestaltung des internationalen Szenarios des 21. Jahrhunderts aktiv teilnehmen können, eines Jahrhunderts, in dem die universellen öffentlichen Güter, der Multilateralismus und das internationale Recht respektiert werden, eines, in dem sich ein gerechterer Handel festigt. Darin haben wir in der Region große Übereinstimmung, vielleicht wurzeln die Differenzen in Stilfragen, und darin, woher wir gekommen sind.

STANDARD: Viele überraschte die Wahl einer Präsidentin in Chile. Für viele ist die Wahl einer Frau zur Präsidentin eines traditionell konservativen Landes wie Chile ein sehr wichtiges Ereignis gewesen. Im Kabinett ist die Hälfte der Posten in Frauenhänden. Gibt es Unterschiede, wenn ein Mann oder eine Frau an der Spitze steht?

Bachelet: Ich glaube nicht dass es große Unterschiede gibt. Fähigkeit ist keine Frage des Geschlechts. Möglicherweise ist die Tatsache, dass eine Frau zum ersten Mal zur Präsidentin gewählt wurde, ein Zeichen dafür, dass das Land gewachsen ist, ein Ausdruck für die tief greifenden Veränderungen, die Chile in den letzten Jahrzehnten erlebt hat. Es ist Teil eines Wertewandels, bei dem die Vielfalt, die kulturelle Öffnung und das Akzeptieren von Unterschieden Raum erhalten, und das im Zusammenspiel mit der wirtschaftlichen Entwicklung und der Vertiefung der Demokratie.

Als Teil dieses Prozesses haben die Frauen begonnen mehr Raum und wichtigere Rollen für sich zu verlangen, eine andere Bewertung, und sie erreichen das auch. Es ist nicht einfach gewesen, aber in Chile wachsen Toleranz und Gerechtigkeit gegenüber der Diversität. (Langfassung eines Interviews, erschienen in "DER STANDARD", Printausgabe, 11.5.2006)

 

10. Mai 2006
18:01
  "Alternativen verknüpfen"
Vor der EU-Lateinamerika/Karibik-Konferenz hat am Mittwoch der "Alternativ-Gipfel" mit Workshops und einem Tribunal in Wien begonnen
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http://www.alternativas.at/
Logo des Alternativgipfels: "Enlazando alternativas"
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"Enlazando alternativas"

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Zwei Gipfel in Wien

  Wien - Der Gegengipfel zur bevorstehen offiziellen Gipfelkonferenz der Staats- und Regierungschefs aus EU und Lateinamerika (EULAC) hat heute, Mittwoch, in Wien begonnen. Unter dem Motto "Enlazando alternativas" (Alternativen verknüpfen) trafen im Kongresshaus am Margaretengürtel Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) und Persönlichkeiten zusammen, die bis Samstag "Antworten auf die neoliberale Ordnung geben" wollen, wie Organisator Leo Gabriel es formulierte. Hunderte Organisationen und Netzwerke unterschiedlicher Art - soziale Bewegungen, Gewerkschaften, kirchliche Gruppen, Menschenrechtsbewegungen, Umweltschützer, Globalisierungsgegner - sind bei den vielfältigen Veranstaltungen von "EA2" präsent. Allein das österreichische Team bestehe aus 40 Gruppierungen, so Gabriel, der "Südwind" vertritt. Der erste Alternativen-Gipfel als Gegengewicht zur EULAC hatte 2004 in Mexiko (Guadalajara) stattgefunden. Die "Alternativen" arbeiten auf eine gleichberechtigte Kooperation der europäischen Industriestaaten mit der Dritten Welt hin.

Großveranstaltungen

60 bis 70 Diskussionsveranstaltungen sind im Rahmen von "EA2" geplant, die Großveranstaltungen finden in der Stadthalle statt - wie Auftritte der Staatschefs von Venezuela und Bolivien, Hugo Chavez und Evo Morales, am Freitagabend. In einem "Tribunal der Völker" sollen etwa 30 transatlantischen Konzerne auf die "Anklagebank" kommen, die "besonders in den vergangenen 15 Jahren die Ressourcen der Staaten Lateinamerikas ausgebeutet haben", wie eine NGO-Vertreterin betonte.

Der deutsche Universitätsprofessor Elmar Altvater von der Freien Universität Berlin erklärte, das "Permanent People's Tribunal" wolle Übergriffe auf die Rechte indigener Völker und Verletzungen von Arbeiterrechten aufzeigen ebenso wie Menschenrechtsverletzungen und ökonomische und ökologische Ungerechtigkeiten. Es gehe darum, den Betroffenen "eine Stimme in der Öffentlichkeit zu geben".

"Konzerne einbremsen"

In der Auftakt-Pressekonferenz kam auch ein Vertreter der brasilianischen Landlosen-Bewegung (MST), Joao Pedro Stedile, zu Wort, der erklärte, seine Bewegung repräsentiere über 50 Millionen Betroffene. "Wir versuchen, die Konzerne einzubremsen", etwa hinsichtlich genmanipulierten Saatguts. An die Europäer appellierte er, "aufzuwachen und die Regierungen der Rechten abzuwählen".

Jorge Coronado vom Foro Mesoamericano wurde als profilierter Kämpfer gegen die von US-Präsident George Bush verfolgte - und gescheiterte - panamerikanische Freihandelszone (ALCA) vorgestellt. Im Plenum drückte er seine Opposition gegen die Anbahnung eines Freihandelsabkommens zwischen Mittelamerika und EU aus, die beim Gipfel der EULAC-Staats- und Regierungschefs in Angriff genommen werden soll.

Bereits am Freitag soll Chavez auch in der Wiener "Arena" an einer Diskussionsveranstaltung teilnehmen, zu der sich unter anderen auch Aleida Guevara, die Tochter von Ernesto "Che", angesagt hat. (APA/red)

10.Mai, 2006 17:00:00

Zwei Gipfel in Wien
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Der Alternativengipfel

Foto: Matthias Cremer

Foto: Matthias Cremer

Foto: Matthias Cremer

Foto: Matthias Cremer

Foto: Matthias Cremer

(matthias.cremer@derStandard.at)

 

10. Mai 2006
15:08
  Aleida Guevara übt Kritik an Unterwürfigkeit der Europäer gegenüber USA
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Foto: APA/Jäger
Die kubanische Kinderärztin ALeida Guevara beim Gegengipfel "Enlazando Alternativas" in Wien.
  Wien - "Vor allem bewahrt Euch stets die Fähigkeit, jede Ungerechtigkeit, die irgendwo auf der Welt begangen wird, aufs Tiefste zu empfinden. Das ist der schönste Charakterzug eines Revolutionärs." Die Worte stammen aus Ernesto "Ché" Guevaras letztem Brief an seine Kinder. Sie eignen sich auch als Credo seiner ältesten noch lebenden Tochter Aleida, die anlässlich des EU/Lateinamerika-Karibik-"Alternativen-Gipfels" in Wien weilt und am Mittwoch auch an der Eröffnung teilnahm. Die 45-jährige, Mitglied der Kommunistischen Partei Kubas, betonte im Gespräch mit der APA ihre Sympathie für Venezuelas Präsidenten Hugo Chavez und Boliviens Staatschef Evo Morales.

Chavez und Morales gingen mit ihren Regierungen daran, die Völker wieder selbst zu "Eigentümern ihrer eigenen Ressourcen und Reichtümer" zu machen und den ausbeuterischerischen Praktiken der transnationalen Konzerne die Stirn zu bieten. Was den aktuellen Siegeszug der Linken in Lateinamerika betrifft - Guevara spricht vom "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" - so sei diese heute "organisierter und stärker als früher und vor allem von Erfolg gekrönt."

Man müsse aber zwischen Worten und Taten unterscheiden: Etwas enttäuscht zeigte sich Guevara von Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, der seine Versprechen nicht eingelöst habe und etwa vor IWF und Weltbank in die Knie gegangen sei. Dies sei umso trauriger, als die Menschen "großes Vertrauen" in Lula gehabt hätten. Guevara warnte vor einer Pragmatismusfalle, denn man müsse sich letztlich für den einen oder den anderen Weg entscheiden. Die "bloße Mitte" biete keine Möglichkeit für Veränderung.

Ihre Heimat Kuba bezeichnet die Kinderärztin, die auch in Angola an humanitären Projekten mitwirkte, als "beispielgebend für andere Länder Lateinamerikas". Die Versprechen der kubanischen Revolution, die sie nicht als statisch, sondern als fortwährenden Prozess betrachtet, seien "mehr als erfüllt worden", wobei freilich immer Perfektionierungsbedarf bestehe. Freilich schreite die Entwicklung des Landes vor allem auf Grund des Embargos nur langsam voran, doch habe Kuba in dieser Situation gezeigt, dass man auch mit wenig Mitteln soziale Gerechtigkeit und Solidarität üben könne.

In die strategischen Allianzen zwischen Kuba, Venezuela und Bolivien komme nicht zuletzt der "bolivarianische Traum von der Einheit Lateinamerikas" zum Tragen, der als Gegenentwurf zu den imperialistischen Interessen aus dem Norden fungiere. "Kuba hat gezeigt, wie es geht, ohne Angst vor den USA." Kritikern, die dem Land mangelnde Demokratie vorwerfen, hält sie entgegen, dass das Modell Kubas, in dem es kein Mehrparteiensystem gibt, der ursprünglichen Wortbedeutung der griechischen Antike viel eher entspreche als dies im Westen der Fall sei, wo die Parteien untereinander zumeist austauschbar seien: Die Führer der Republikaner und Demokraten in den USA etwa könnten über Nacht die Parteien wechseln, und das würde keinen großen Unterschied machen. Die Interessen und die Mitbestimmung des Volkes seien in ihrer Heimat jedenfalls viel besser eingelöst.

Von der europäischen Politik ist Guevara enttäuscht, sie entspreche vielfach zu sehr den Bedürfnissen der transnationalen Konzerne. Einen großen Unterschied zu jener der USA kann sie "leider" nicht ausmachen, Europa übe sich im Kniefall vor den USA. Allgemein ortet sie zu wenig Widerstand Europas. Dies sei umso bedauerlicher, als der alte Kontinent hoch stehende, unabhängige Kulturen hervorgebracht habe, die sich nun selbst degradieren und Schaden nehmen würden. Auch seien die Informationen über Kuba vielfach manipuliert und allzu sehr auf die US-Interessen zugeschnitten. Was sie sich vom kontinent-übergreifenden Dialog am meisten wünscht, ist "Respekt". Diesen erfahre sie beim Alternativen-Gipfel: "Das gibt Kraft, weil du spürst, du bist nicht allein, es ist eine Lebensinjektion."

Hypothetische "Was wäre gewesen, wenn..."-Fragen beantwortet "Ches" Tochter mit einem Lächeln, dem freilich auch ein wenig Wehmut innewohnt: "Vielleicht wäre Bolivien viel früher befreit worden als jetzt durch Evo (Morales, Anm.). Vielleicht wären Argentinien, Ecuador und Peru andere Länder." Mahnend fügt sie hinzu, dass man ihren Vater, den sie einen "wundervollen Kommunisten und einen einzigartigen, beispiellosen Menschen" nennt, nicht aus seinem historischen Kontext reißen könne, es gelte den Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart zu lenken.

Aleida Guevara entstammt der zweiten, 1959 geschlossenen, Ehe des "Che" mit der Kubanerin Aleida March de la Fore. Die weiteren Kinder aus dieser Verbindung sind Camilo, Celia und Ernesto. Die Tochter Hilda Beatriz aus seiner ersten Ehe mit Hilda Gadea Acosta - er heiratete die Peruanerin 1955 - verstarb im Jahr 1995. (APA)

 

 

 

08. Mai 2006
17:33
  Ein "Wiener Kongress" mit Lateinamerika
Gipfeltreffen mit 60 Staats- und Regierungschefs und 1500 Delegierten - 1500 Polizisten zum Schutz abkommandiert
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Foto: APA
Europa wolle seine Erfahrung im Bereich der Integration und des sozialen Ausgleichs anbieten, aber nicht "schulmeistern", betont Außeministerin Ursula Plassnik.
  Als größtes politisches Treffen seit dem Wiener Kongress von 1815 wird das Gipfeltreffen mit den Staaten der EU, Lateinamerikas und der Karibik bezeichnet, das vom 11. bis 13. Mai stattfindet. Mit etwa 60 Staats- und Regierungschefs und 1500 Delegierten wird es jedenfalls die größte Veranstaltung des derzeitigen EU-Vorsitzes Österreichs. 1500 Polizisten sind zum Schutz der anreisenden Präsidenten abkommandiert; erwartet werden u. a. Chiles Michelle Bachelet, Argentiniens Néstor Kirchner, Brasiliens Luiz Inácio Lula da Silva und Mexikos Vicente Fox. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Expondenten der "Neuen Linken" Lateinamerikas, Hugo Chávez aus Venezuela und Evo Morales aus Bolivien.

Außenministerin Ursula Plassnik erwartet, dass sich beide Seiten des Potenzials ihrer Partnerschaft bewusst werden. "Geografisch haben wir einen Ozean zwischen uns. Aber wir sind Teil der selben Wertefamilie. Europa und Lateinamerika sind Partner", sagte Plassnik. Österreich sei es ein Anliegen, die Bandbreite der Themen deutlich zu machen – von der Bekämpfung der Armut über Menschenrechte, Wirtschaftsbeziehungen, Kulturkooperation und multilaterale Zusammenarbeit im Rahmen der UNO. Was die – zuletzt eher turbulent verlaufene wirtschaftliche Kooperation lateinamerikanischer Regionen betrifft, so könne Europa mit den Erfahrungen der eigenen Integration "ein spezifisches Angebot" machen, allerdings "ohne schulmeistern" zu wollen.

Globalisierungskritiker halten parallel zum EU-Lateinamerikagipfel unter dem Titel "Alternativen verknüpfen" eine Reihe von Gegenveranstaltungen ab. (red)

 

03. Mai 2006
13:09
  Alternativ-Gipfel der "Solidarität mit den lateinamerikanischen Völkern"
Zivilgesellschaft will neue Art der Kooperation mit Europa - Workshops und ein Tribunal in Wien - Gäste Chavez und Morales
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Foto: AP / Javier Galeano
Evo Morales und Hugo Chavez, die Präsidenten Boliviens und Venezuelas, werden beim Gegengipfel in der Wiener Stadthalle erwartet.
  Wien - Die Zivilgesellschaft will die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit nicht mehr allein den Regierungen überlassen. So auch beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs aus Europa und Lateinamerika/Karibik (EULAC) in Wien, wo parallel dazu ein Alternativ-Gipfel stattfindet. Unter dem Motto "Enlazando alternativas" (Alternativen verknüpfen) sollen die Auswirkungen neoliberaler Politik aufgezeigt und neue Nord-Süd-Netzwerke geschaffen werden, betonen die Veranstalter. Zielsetzung des dreitägigen Treffens (10. bis 13. Mai), hinter dem eine Vielfalt von Organisationen - kirchliche und soziale Gruppen, Gewerkschaften bis hin zu Globalisierungskritkern und NGOs vielfältiger Natur - steht, sei eine gleichberechtigte Kooperation mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung. Es gehe um einen "Gipfel der Solidarität mit den lateinamerikanischen Völkern", wie es der Organisator, der Publizist Leo Gabriel von der Bewegung der Sozialforen, formulierte.

Ungerechter Neoliberalismus

Seit dem EULAC-Gipfel von Mexiko vor zwei Jahren 2004 haben sich soziale Bewegungen und Gruppen zusammengetan, die sich gegen den Neoliberalismus auflehnen. Im Visier haben sie die nach ihrer Auffassung ungerechten Wirtschaftsbeziehungen und deren soziale Folgen, und vor allem die Freihandelsabkommen. Sie kritisieren die ökonomische und politische Abhängigkeit der Bevölkerungen sowie den Raubbau an deren menschlichen und materiellen Ressourcen.

Namhafte Aktivisten haben sich beim Alternativ-Gipfel angesagt. Unter ihnen sind die Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel (Argentinien) und Rigoberta Menchu (Guatemala), ferner der Friedensforscher Johan Galtung (Norwegen), Bischof Alvaro Ramazzini (Guatemala), der brasilianische Theologe Ivo Lebaupin, Blanca Chancoso (Sprecherin der Indigenen Ecuadors) und der französische Bauernführer Jose Bove.

Chavez und Morales

Wirklich spannend wird es, wenn die Staatschefs von Venezuela und Bolivien, die neuen "Lideres" (Führer) mit indigenen Wurzeln, beim Alternativ-Gipfel "vorbeischauen", wie sie es angekündigt haben. Die beiden Linkspolitiker Hugo Chavez und Evo Morales lassen sich diese Auftritte nicht nehmen. Nicht ausgeschlossen ist, dass weitere Präsidenten einen "Abstecher" zu den "Alternativen" machen.

"EA2", so die Kurzformel für den Alternativ-Gipfel Nummer zwei, hat sich inhaltlich ein umfangreiches Programm vorgenommen, das in einer Mischform von organisierten und frei gestaltete Aktivitäten ablaufen soll. Neben fünf themenspezifischen Foren sind so genannte selbstverwaltete Seminare geplant sowie ein Tribunal, das vermeintliche "Sünder" unter europäischen Konzernen auf die Anklagebank setzt.

In den Foren werden die Themenkreise Wirtschaft im Lichte der Globalisierung, politischer Dialog, Entwicklungszusammenarbeit, regionale Entwicklung sowie Menschenrechte und Militarisierung behandelt. Für die Seminare liegen laut Mitveranstalter "Verein Südwind" etwa 100 Vorschläge vor. 45 Seminare sollen abgehalten werden.

Hearing

Gemeinsam mit dem "Permanenten Tribunal der Völker" (Bertrand-Russell-Tribunal) veranstaltet der Alternativen-Gipfel ein Hearing zu Menschenrechtsverletzungen von Konzernen aus Europa. Die Machtmechanismen transnationaler Konzerne sollen untersucht werden. 32 konkrete Fälle seien eingereicht worden, unter ihnen bekannte Unternehmen wie Unilever, Bayer, Telefonic, Parmalat und die österreichische Andritz AG betreffend.

Mit "EA2" kooperieren rund 120 Bewegungen weltweit. Für die Vorbereitung von österreichischer Seite zeichnen verantwortlich: ATTAC Österreich, die Dreikönigsaktion der Österreichischen Jungschar, die Informationsgruppe Lateinamerika IGLA, der Versöhnungsbund-Sektion Österreich und der Verein Südwind. Ein kulturelles Rahmenprogramm, vor allem in der "Arena", sowie eine bunte Abschluss-Kundgebung unter dem Motto "Einheit in der Vielfalt" runden "EA2" ab. (APA)

 

 

 
"Kurier" vom 14.05.2006  Ressort: Seite 5  Seite: 6  Ausgabe: N.Ö.,Morgen

ALTERNATIVEN-GIPFEL

Begeisterte Teilnehmer treffen sich in zwei Jahren in Peru wieder

"Ich fahre mit einem Koffer voller Visitenkarten und eMail-Adressen wieder nachhause", freut sich eine Teilnehmerin aus Brasilien am Alternativen-Gipfel. Vier Tage lang hat er gedauert, gestern Samstag ist er mit einer großen Schlussveranstaltung in der Wiener Stadthalle zu Ende gegangen.

Auftrieb

Fazit: Ein großer Erfolg, sagen alle, die dabei gewesen sind. Das Ziel wurde erreicht, für die Südamerikaner hat sich die weite Anreise gelohnt. "Wir haben gesehen, dass sich ganz unterschiedliche Organisationen aus den Bereichen Umwelt, Arbeit und Politik über zwei Kontinente hinweg miteinander organisieren können", sagt Carlos Aguilar aus Costa Rica. "Das gibt den Menschen im Kampf für eine andere Welt vor allem auch moralischen Auftrieb."

"Verglichen mit dem ersten Enlazando Alternativas (Alternativen verknüpfen, Anm.) in Guadalajara war dieser hier viel besser", findet Gonzalo Berron aus Argentinien. "Damals waren vielleicht 15 Europäer dabei. Diesmal war die europäische Beteiligung enorm."

Und diese Beteiligung der Europäer war sehr viel höher, als man ursprünglich gedacht hatte. Angemeldet hatten sich im Vorfeld etwa 1500 Teilnehmer. Im Laufe der vier Tage ist die Zahl auf über 3500 angestiegen.

Viele aus der Umgebung haben einfach vorbeigeschaut. Samstag Nachmittag zogen dann mehr als 1500 Menschen unter dem Motto "Solidarität mit den sozialen Bewegungen Lateinamerikas" vom Heldenplatz zur Stadthalle, wo die Demonstranten die Ansprachen von Hugo Chávez und Evo Morales, die ins Freie übertragen wurden, mitverfolgten (siehe oben).

Unterstützt hat den Alternativen-Gipfel ein Heer von Freiwilligen: Dolmetscher, Ordner oder Techniker, alle haben umsonst gearbeitet. "Ohne sie wäre das niemals möglich gewesen", erklärt der Finanzverantwortliche, Rudi Remler. "Wir hatten ja nur ein kleines Budget."

Erfolg

Auch das Tribunal, in dem die negativen Einflüsse auf Mensch und Umwelt von mehr als 30 multinationalen Unternehmen untersucht wurden, sehen die Teilnehmer als Erfolg. Die Aussagen der Zeugen, die zu den verschiedenen Fällen gehört wurden, dienen als Basis für künftige Nachforschungen und die Suche nach Alternativen.

Diese Suche wird in den nächsten zwei Jahren verstärkt. Dann wollen sich alle wiedersehen, bei Enlazando Alternativas 3 in der peruanischen Hauptstadt Lima.

 

 
"Kurier" vom 14.05.2006  Ressort: Seite 5  Seite: 6  Ausgabe: N.Ö.,Morgen

Venezuelas Präsident Chávez "spritzte" das Gala-Diner im imperialen Ambiente Schönbrunns und trat im Alternativen-Treff Arena und auf dem NGO-Gipfel auf. Die Reaktionen auf seine Polit-Shows waren geteilt

"Ihr seid die atombomben"

Ein bisschen Woodstock, ein bisschen Revolutionsromantik - und ganz viel Hugo Chávez. Der venezolanische Staatspräsident gastierte in der Nacht zum Samstag in der Wiener Arena. Wie es sich für einen Polit-Popstar gehört, ließ er lange auf sich warten. Der Live-Act auf der Bühne des Veranstaltungsareals in Wien-Landstraße dauerte dann rund zwei Stunden, hatte einige Längen und begeisterte nicht alle.

"Das Ganze war als Podiumsdiskussion geplant, und eine Brandrede ist daraus geworden. Fuck, aber was sollen wir machen, da müssen wir jetzt durch." Ein Arena-Verantwortlicher hat nach 60 Minuten genug von der Chávez-Show. Doch da hat sich dieser gerade erst warm geredet.

Che Guevaras Konterfei auf wehenden roten Fahnen vor sich und dessen Tochter Aleida neben ihm - da war die neue Links-Ikone nicht mehr zu halten. "Ihr seid die Atombomben, die Bomben der Liebe, die Bomben der Leidenschaft, der Ideen und der Kraft", schmettert er den meist jungen Zuhörern entgegen. Der harte Kern seiner Fans quittiert die Ansage mit Applaus. Und der Slogan "Uh-ah, Chávez no se va" ("Chavez geht nicht") kommt rüber wie Zu-ga-be.

Schlacht-Plan

"El Presidente" ziert sich nicht und legt nach: "Für jedes Schwein kommt die Zeit des Schlachtens", sagt er auf dem Areal, das früher vom Schlachthof St. Marx genutzt wurde. Das Schwein ist schnell identifiziert - der US-Imperialismus. Aber das wissen die meisten ohnehin schon, denn das Repertoire des Links-Populisten ist begrenzt: Die bösen Amerikaner, der alles verschlingende Kapitalismus, und immer wieder der Verweis auf Übervater Fidel Castro.

Mal schlägt der Präsident Venezuelas die ewig gleichen Töne eher piano an, dann wieder fortissimo, je nach Laune und Publikum. In der Arena versetzt er das Programm zusätzlich mit einem Schuss Romantik. "Lasst uns die Welt retten. Lasst uns zusammentun. Mit der Gitarre in der Hand. Und ein Lied der Hoffnung anstimmen." Das tut er dann auch.

Politik der Gefühle beherrscht die Arena - HipHop dagegen die GH (die große Halle der Arena): Die Jungs der Gruppe "Raggabund" sind das Alternativprogramm zu HCs Polit-Spektakel.

"Was da draußen abgeht, ist mir scheißegal", meint eine junge Frau kurz und bündig und gießt sich den Rest des Bieres rein.

Auch draußen vor der Tür zieht langsam cerveza mehr als Chávez. "Der tischt doch nur Phrasen auf", wendet sich ein Mädchen mit Dreadlocks enttäuscht ab. "Aber seine Rhetorik ist voll super. Deswegen sind wir hier. Inhalte interessieren uns eh nicht so", halten andere dagegen.

Ein Pärchen ist geteilter Meinung. "Das ist Populismus pur", meint sie. "Aber immerhin kommt er in die Arena und redet vor uns. Die anderen Politiker lassen sich doch kaum blicken", sagt er.

Mit der "Internationalen" wird die Open-Air-Veranstaltung schließlich beschlossen. Es ist schon nach Mitternacht. Die Revolution darf kurz pausieren. Aber klar ist: The show must go on.

Und das tut sie auch knapp 17 Stunden später auf dem Alternativen-Gipfel zahlreicher NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen) in der Wiener Stadthalle. Diesmal kommt Chávez mit Verstärkung. Sein Bruder im Geiste, der bolivianische Präsident Evo Morales, ist mit von der Partie. Noch ehe der Indianer zu Wort kommt, erhält er vom französischen Bauernführer José Bové - wie alle Diskutanten auf dem Podium - ein Kokablatt geschenkt. Morales, der sich für die Legalisierung des Anbaus der "Kulturpflanze" einsetzt, kaut es mit Genuss und verspricht, sich mit einem ganzen Feld bei Bové zu revanchieren.

In seiner wenig mitreißenden Rede hebt Evo, wie ihn alle nennen, seine neue Art des Regierens hervor, um "die Geschichte des Landes zu verändern". In seiner fast schüchternen, jedenfalls bescheidenen Art hebt er sich wohltuend von seinem Mentor Hugo Chávez ab.

Der greift dann wieder in die Vollen - und auf alt Bekanntes zurück. Sogar das Schwein wird wieder zur Schlachtbank geführt. Es wird wohl noch viele Tode sterben.

 

Alternative: 1500 kämpfen für bessere Welt

Organisation Der Alternativen-Gipfel Enlazando Alternativas ( Alternativen verknüpfen) findet als Gegenveranstaltung zum Lateinamerika-Karibik-Gipfel statt.

Ziel der mehr als 1500 Teilnehmer ist die Anklage Multinationaler Konzerne, die Arbeits- und Sozialrechte missachten, Rohstoffe ausbeuten und der Umwelt beträchtlichen Schaden zufügen. Angeklagt ist auch eine österreichische Firma mit Sitz in Graz.

Petition Am Schluss des Treffens soll eine Petition an die politischen Delegationen des Lateinamerika-Gipfels übergeben werden.

Nach 2004 in Guadalajara, Mexiko, wird der Alternativen-Gipfel bereits zum zweiten Mal abgehalten. Organisiert wird er von mehr als 200 Organisationen und NGOs unterschiedlichster Art. Darunter sind auch 40 österreichische, etwa die Dreikönigsaktion, Attac oder Global 2000.

"Kurier" vom 11.05.2006  Ressort: r5s  Seite: 3  Ausgabe: Wi,Abend,Wi,Morgen

 

ALTERNATIVE SUMMIT

Critical dialogue aims for new solutions

Large-scale events like the EU-Latin America and Caribbean Summit also attract criticism. The last such meeting, which was held in Guadalajara, Mexico in May 2004, led to demonstrations by anti-globalisation activists and to clashes with the police. Several people were arrested, which provoked further protests of solidarity with those who had been detained.

In Vienna, too, a rival event to the meeting of politicians will take place. From 10th to 13th May the Stadthalle will be the scene of the "Alternative Summit" bearing the motto "Enlazando Alternativas - linking alternatives". No one wants a riot. On the contrary, contacts have been made with the Ministry for Foreign Affairs.

It could well be the case that high-ranking politicians visit the alternative event to talk to representatives of social movements, religious and non-governmental organisations and trade unionists from the EU, Latin America and the Caribbean. Around 1000 participants are expected to attend the meeting to demonstrate "the effects of neo-liberal politics", said Leo Gabriel on behalf of the organisers. The aim is to examine in detail the agreements concluded between the EU and the Latin American and Caribbean countries and to analyse the development cooperation and defence policies. The organisers also wish to document to what extent economic and trade relations are governed by large enterprises. But the goal is not only to generate criticism but also to produce alternative solutions.

"Kurier" vom 10.05.2006  Ressort: sonder  Seite: 4  Ausgabe: Abend,Morgen

ALTERNATIVEN-GIPFEL

Kritischer Dialog soll neue Lösungen bringen

Großveranstaltungen wie der EU-Lateinamerika-Karibik-Gipfel rufen stets auch Kritiker auf den Plan.

Beim letzten derartigen Treffen, das im Mai 2004 in Guadalajara (Mexiko) stattfand, kam es zu Demonstrationen von Globalisierungsgegnern und dabei zu Zusammenstößen mit der Polizei. Mehrere Personen wurden verhaftet, was wiederum zu Solidaritätskundgebungen für die Festgenommenen führte.

Auch in Wien wird es eine Konkurrenz-Veranstaltung zum Politiker-Treffen geben. Von 10. bis 13. Mai findet in der Stadthalle der "Alternativen-Gipfel" statt, der unter dem Motto "Enlazando Alternativas - Alternativen verknüpfen" steht. Krawalle wünscht sich niemand. Im Gegenteil: Es bestehen Kontakte mit dem Außenministerium.

Diskussion

Möglich ist sogar, dass hochrangige Politiker die Alternativ-Veranstaltung besuchen, um mit den Vertretern von sozialen Bewegungen, kirchlichen und Nichtregierungs-Organisationen sowie Gewerkschaftern aus der EU, Lateinamerikas und den Karibik-Ländern zu diskutieren. Die Teilnehmer - es werden an die 1000 Personen erwartet - wollen bei dem Treffen "die Auswirkungen der neoliberalen Politik aufzeigen", erklärte Leo Gabriel von Seiten der Veranstalter. Man will etwa die Verträge, die zwischen der EU, Lateinamerika und den Karibik-Ländern bestehen, unter die Lupe nehmen und die Entwicklungszusammenarbeit und die Verteidigungspolitik kritisch hinterfragen.

Die Organisatoren wollen überdies dokumentieren, in welchem Ausmaß die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen von Großkonzernen bestimmt werden. Ziel sei aber nicht nur, Kritik anzubringen, sondern auch Alternativen aufzuzeigen.

"Kurier" vom 10.05.2006  Ressort: sonder  Seite: G4  Ausgabe: Abend,Morgen

 

CUMBRE ALTERNATIVA

Un diálogo en busca de nuevas soluciones

Grandes eventos como la Cumbre UE-América Latina y el Caribe siempre convocan a críticos.

La última vez que se celebró una reunión de este tipo, en Guadalajara (México), en mayo de 2004, opositores a la globalización organizaron manifestaciones y se produjeron enfrentamientos con la policía. Varias personas fueron arrestadas, lo que a su vez dio lugar a expresiones de solidaridad con los detenidos.

En Viena también se celebrará una reunión en competencia con la reunión de los políticos. Del 10 al 13 de mayo se celebrará en la Stadthalle una "Cumbre Alternativa" cuyo título es "Enlazando Alternativas 2". Nadie desea enfrentamientos violentos. Al contrario: se han establecido contactos con el Ministerio del Interior.

DISCUSIÓN Es incluso posible que algunos políticos de alto nivel asistan a la cumbre alternativa a fin de intercambiar ideas con representantes de movimientos sociales, organizaciones de la iglesia y no gubernamentales, así como sindicalistas, de países de la UE, América Latina y el Caribe. Los participantes - se espera más de mil personas - quieren "denunciar las consecuencias de la política neoliberal", dice Leo Gabriel, de parte de los organizadores. Se quieren examinar detalladamente los acuerdos existentes entre países de la UE, América Latina y el Caribe a fin de cuestionar de manera crítica la política de desarrollo y de defensa.

Además, los organizadores quieren documentar hasta que punto las relaciones políticas y comerciales son dictaminadas por grandes empresas. Pero la crítica no es la única finalidad de la reunión sino también señalar alternativas.

"Kurier" vom 10.05.2006  Ressort: extra  Seite: 4  Ausgabe: Abend,Morgen

 

 

Gegengipfel "Alternativen verknüpfen"

Zielsetzung des dreitägigen Treffens (10. bis 13. Mai) sei eine gleichberechtigte Kooperation mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung.

reuters
Venezuelas Staatschef Hugo Chavez fasst einen "Abstecher" zum Alternativ-Gipfel ins Auge.

Die Zivilgesellschaft will die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit nicht mehr allein den Regierungen überlassen. So auch beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs aus Europa und Lateinamerika/Karibik (EULAC) in Wien, wo parallel dazu ein Alternativ-Gipfel stattfindet. Unter dem Motto "Enlazando alternativas" (Alternativen verknüpfen) sollen die Auswirkungen neoliberaler Politik aufgezeigt und neue Nord-Süd-Netzwerke geschaffen werden, betonen die Veranstalter.

Zielsetzung des dreitägigen Treffens (10. bis 13. Mai), hinter dem eine Vielfalt von Organisationen - kirchliche und soziale Gruppen, Gewerkschaften bis hin zu Globalisierungsgegnern und NGOs vielfältiger Natur - steht, sei eine gleichberechtigte Kooperation mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung. Es gehe um einen "Gipfel der Solidarität mit den lateinamerikanischen Völkern", wie es der Organisator, der Publizist Leo Gabriel von der Bewegung der Sozialforen, formulierte.

Neue Art der Kooperation

Seit dem EULAC-Gipfel von Mexiko vor zwei Jahren 2004 haben sich soziale Bewegungen und Gruppen zusammengetan, die sich gegen den Neoliberalismus auflehnen. Im Visier haben sie die nach ihrer Auffassung ungerechten Wirtschaftsbeziehungen und deren soziale Folgen, und vor allem die Freihandelsabkommen. Sie kritisieren die ökonomische und politische Abhängigkeit der Bevölkerungen sowie den Raubbau an deren menschlichen und materiellen Ressourcen.

Namhafte Aktivisten haben sich beim Alternativ-Gipfel angesagt. Unter ihnen sind die Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel (Argentinien) und Rigoberta Menchu (Guatemala), ferner der Friedensforscher Johan Galtung (Norwegen), Bischof Alvaro Ramazzini (Guatemala), der brasilianische Theologe Ivo Lebaupin, Blanca Chancoso (Sprecherin der Indigenen Ecuadors) und der französische Bauernführer Jose Bove.

"Lideres" zu Besuch

Wirklich spannend wird es, wenn die Staatschefs von Venezuela und Bolivien, die neuen "Lideres" (Führer) mit Indio- und Mestizo-Wurzeln, beim Alternativ-Gipfel "vorbeischauen", wie sie es angekündigt haben. Die beiden Linkspopulisten Hugo Chavez und Evo Morales lassen sich diese volksnahen Auftritte nicht nehmen. Nicht ausgeschlossen ist, dass weitere Präsidenten einen "Abstecher" zu den "Alternativen" machen.

"EA2", so die Kurzformel für den Alternativ-Gipfel Nummer zwei, hat sich inhaltlich ein umfangreiches Programm vorgenommen, das in einer Mischform von organisierten und frei gestaltete Aktivitäten ablaufen soll. Neben fünf themenspezifischen Foren sind so genannte selbstverwaltete Seminare geplant sowie ein Tribunal, das vermeintliche "Sünder" unter europäischen Konzernen auf die Anklagebank setzt.

In den Foren werden die Themenkreise Wirtschaft im Lichte der Globalisierung, politischer Dialog, Entwicklungszusammenarbeit, regionale Entwicklung sowie Menschenrechte und Militarisierung behandelt. Für die Seminare liegen laut Mitveranstalter "Verein Südwind" etwa 100 Vorschläge vor. 45 Seminare sollen abgehalten werden.

Menschenrechtsverletzungen

Gemeinsam mit dem "Permanenten Tribunal der Völker" (Bertrand-Russell-Tribunal) veranstaltet der Alternativen-Gipfel ein Hearing zu Menschenrechtsverletzungen von Konzernen aus Europa. Die Machtmechanismen transnationaler Konzerne sollen untersucht werden. 32 konkrete Fälle seien eingereicht worden, unter ihnen bekannte Unternehmen wie Unilever, Bayer, Telefonic, Parmalat und die österreichische Andritz AG betreffend.

Mit "EA2" kooperieren rund 120 Bewegungen weltweit. Für die Vorbereitung von österreichischer Seite zeichnen verantwortlich: ATTAC Österreich, die Dreikönigsaktion der Österreichischen Jungschar, die Informationsgruppe Lateinamerika IGLA, der Versöhnungsbund-Sektion Österreich und der Verein Südwind. Ein kulturelles Rahmenprogramm, vor allem in der "Arena", sowie eine bunte Abschluss-Kundgebung unter dem Motto "Einheit in der Vielfalt" runden "EA2" ab.

Artikel vom 10.05.2006, 11:18

 

Che-Guevara-Tochter besucht Gegengipfel

apa
Aleida Guevara entstammt der zweiten Ehe des "Che".


"Vor allem bewahrt Euch stets die Fähigkeit, jede Ungerechtigkeit, die irgendwo auf der Welt begangen wird, aufs Tiefste zu empfinden. Das ist der schönste Charakterzug eines Revolutionärs." Die Worte stammen aus Ernesto "Ché" Guevaras letztem Brief an seine Kinder. Sie eignen sich auch als Credo seiner ältesten noch lebenden Tochter Aleida, die anlässlich des EU/Lateinamerika-Karibik-"Alternativen-Gipfels" in Wien weilt und am Mittwoch auch an der Eröffnung teilnahm. Die 45-jährige, Mitglied der Kommunistischen Partei Kubas, betonte zudem ihre Sympathie für Venezuelas Präsidenten Hugo Chavez und Boliviens Staatschef Evo Morales.

Lob für Chavez und Morales

Chavez und Morales gingen mit ihren Regierungen daran, die Völker wieder selbst zu "Eigentümern ihrer eigenen Ressourcen und Reichtümer" zu machen und den ausbeuterischen Praktiken der transnationalen Konzerne die Stirn zu bieten. Was den aktuellen Siegeszug der Linken in Lateinamerika betrifft - Guevara spricht vom "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" - so sei diese heute "organisierter und stärker als früher und vor allem von Erfolg gekrönt." Man müsse aber zwischen Worten und Taten unterscheiden: Etwas enttäuscht zeigte sich Guevara von Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, der seine Versprechen nicht eingelöst habe und etwa vor IWF und Weltbank in die Knie gegangen sei. Dies sei umso trauriger, als die Menschen "großes Vertrauen" in Lula gehabt hätten. Guevara warnte vor einer Pragmatismusfalle, denn man müsse sich letztlich für den einen oder den anderen Weg entscheiden. Die "bloße Mitte" biete keine Möglichkeit für Veränderung.

Kuba "beispielgebend"

Ihre Heimat Kuba bezeichnet die Kinderärztin, die auch in Angola an humanitären Projekten mitwirkte, als "beispielgebend für andere Länder Lateinamerikas". Die Versprechen der kubanischen Revolution, die sie nicht als statisch, sondern als fortwährenden Prozess betrachtet, seien "mehr als erfüllt worden", wobei freilich immer Perfektionierungsbedarf bestehe. Freilich schreite die Entwicklung des Landes vor allem auf Grund des Embargos nur langsam voran, doch habe Kuba in dieser Situation gezeigt, dass man auch mit wenig Mitteln soziale Gerechtigkeit und Solidarität üben könne.

Traum von der Einheit Lateinamerikas

In die strategischen Allianzen zwischen Kuba, Venezuela und Bolivien komme nicht zuletzt der "bolivarianische Traum von der Einheit Lateinamerikas" zum Tragen, der als Gegenentwurf zu den imperialistischen Interessen aus dem Norden fungiere. "Kuba hat gezeigt, wie es geht, ohne Angst vor den USA." Kritikern, die dem Land mangelnde Demokratie vorwerfen, hält sie entgegen, dass das Modell Kubas, in dem es kein Mehrparteiensystem gibt, der ursprünglichen Wortbedeutung der griechischen Antike viel eher entspreche als dies im Westen der Fall sei, wo die Parteien untereinander zumeist austauschbar seien: Die Führer der Republikaner und Demokraten in den USA etwa könnten über Nacht die Parteien wechseln, und das würde keinen großen Unterschied machen. Die Interessen und die Mitbestimmung des Volkes seien in ihrer Heimat jedenfalls viel besser eingelöst.

Europas Kniefall vor den USA

Von der europäischen Politik ist Guevara enttäuscht, sie entspreche vielfach zu sehr den Bedürfnissen der transnationalen Konzerne. Einen großen Unterschied zu jener der USA kann sie "leider" nicht ausmachen, Europa übe sich im Kniefall vor den USA. Allgemein ortet sie zu wenig Widerstand Europas. Dies sei umso bedauerlicher, als der alte Kontinent hoch stehende, unabhängige Kulturen hervorgebracht habe, die sich nun selbst degradieren und Schaden nehmen würden. Auch seien die Informationen über Kuba vielfach manipuliert und allzu sehr auf die US-Interessen zugeschnitten. Was sie sich vom kontinent-übergreifenden Dialog am meisten wünscht, ist "Respekt". Diesen erfahre sie beim Alternativen-Gipfel: "Das gibt Kraft, weil du spürst, du bist nicht allein, es ist eine Lebensinjektion."

Hypothetische "Was wäre gewesen, wenn..."-Fragen beantwortet "Ches" Tochter mit einem Lächeln, dem freilich auch ein wenig Wehmut innewohnt: "Vielleicht wäre Bolivien viel früher befreit worden als jetzt durch Evo (Morales, Anm.). Vielleicht wären Argentinien, Ecuador und Peru andere Länder." Mahnend fügt sie hinzu, dass man ihren Vater, den sie einen "wundervollen Kommunisten und einen einzigartigen, beispiellosen Menschen" nennt, nicht aus seinem historischen Kontext reißen könne, es gelte den Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart zu lenken.

Artikel vom 10.05.2006, 15:36

Gegen-Gipfel gestartet:
"Antworten auf neoliberale Ordnung"
(diepresse.com) 10.05.2006
Einen Tag vor dem offiziellen EU-Lateinamerika-Gipfel startete heute "Enlazando alternativas" - Alternativen verknüpfen.

Der Gegengipfel vor dem offiziellen Gipfel ist heute gestartet. Erst morgen beginnt die Gipfelkonferenz der Staats- und Regierungschefs aus EU und Lateinamerika (EULAC).

Unter dem Motto "Enlazando alternativas" (Alternativen verknüpfen) trafen im Kongresshaus am Margaretengürtel Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) und Persönlichkeiten zusammen, die bis Samstag "Antworten auf die neoliberale Ordnung geben" wollen, wie Organisator Leo Gabriel es formulierte.

Über 40 Gruppierungen

Hunderte Organisationen und Netzwerke unterschiedlicher Art - soziale Bewegungen, Gewerkschaften, kirchliche Gruppen, Menschenrechtsbewegungen, Umweltschützer, Globalisierungsgegner - sind bei den vielfältigen Veranstaltungen von "EA2" präsent. Allein das österreichische Team besteht latu Gabriel aus 40 Gruppierungen. Der erste Alternativen-Gipfel als Gegengewicht zur EULAC hatte 2004 in Mexiko (Guadalajara) stattgefunden. Die "Alternativen" arbeiten auf eine gleichberechtigte Kooperation der europäischen Industriestaaten mit der Dritten Welt hin.

"Anklagebank"

60 bis 70 Diskussionsveranstaltungen sind im Rahmen von "EA2" geplant, die Großveranstaltungen finden in der Stadthalle statt - wie Auftritte der Staatschefs von Venezuela und Bolivien, Hugo Chavez und Evo Morales, am Freitagabend. In einem "Tribunal der Völker" sollen etwa 30 transatlantischen Konzerne auf die "Anklagebank" kommen, die "besonders in den vergangenen 15 Jahren die Ressourcen der Staaten Lateinamerikas ausgebeutet haben", wie eine NGO-Vertreterin betonte.

Der deutsche Universitätsprofessor Elmar Altvater von der Freien Universität Berlin erklärte, das "Permanent People's Tribunal" wolle Übergriffe auf die Rechte indigener Völker und Verletzungen von Arbeiterrechten aufzeigen ebenso wie Menschenrechtsverletzungen und ökonomische und ökologische Ungerechtigkeiten. Es gehe darum, den Betroffenen "eine Stimme in der Öffentlichkeit zu geben".

In der Auftakt-Pressekonferenz kam auch ein Vertreter der brasilianischen Landlosen-Bewegung (MST), Joao Pedro Stedile, zu Wort, der erklärte, seine Bewegung repräsentiere über 50 Millionen Betroffene. "Wir versuchen, die Konzerne einzubremsen", etwa hinsichtlich genmanipulierten Saatguts. An die Europäer appellierte er, "aufzuwachen und die Regierungen der Rechten abzuwählen".

Jorge Coronado vom Foro Mesoamericano wurde als profilierter Kämpfer gegen die von US-Präsident George Bush verfolgte - und gescheiterte - panamerikanische Freihandelszone (ALCA) vorgestellt. Im Plenum drückte er seine Opposition gegen die Anbahnung eines Freihandelsabkommens zwischen Mittelamerika und EU aus, die beim Gipfel der EULAC-Staats- und Regierungschefs in Angriff genommen werden soll.

 

Gegen-Gipfel:
"Enlazando Alternativas" in Wien
(diepresse.com) 09.05.2006
Ziel des "Gegengipfels" sind die kritische Analyse der neoliberalen Wirtschaftspolitik und einer Stärkung des Netzwerks sozialer Bewegungen.

Paralell zum Gipfeltreffen der Regierungschefs Lateinamerikas, der Karibik und der EU findet zwischen 10. und 13. Mai der Alternativengipfel "Enlazando Alternativas 2" statt - und zwar ebenfalls in Wien. Ziel des "Gegengipfels" sind die kritische Analyse der neoliberalen Wirtschaftspolitik und einer Stärkung des Netzwerks sozialer Bewegungen. Außerdem liegt der Schwerpunkt auf einem "Tribunal der Völker", in dessen Rahmen die Machtmechanismen europäischer transnationaler Konzerne untersucht werden sollen.

Die fünf thematischen Schwerpunkte:

In einer Vielzahl von Veranstaltungen (wie Workshops, Podiumsdiskussionen, Konzerten etc.) sollen während dieser vier Tage gemeinsam mögliche Alternativen aufgezeigt und verknüpt werden.

Der Alternativengipfel fordert ein Ende des „verborgenen Neoliberalismus“.

Organisationen der Zivilgesellschaft aus ganz Europa, aus Lateinamerika und der Karibik (LAC) werden in einer gemeinsamen Botschaft die Staats- und Regierungschefs aufzufordern, das Vorantreiben des bi-regionalen Freihandels einzustellen.

"Lateinamerikaner sind sowohl auf den Straßen, als auch mehrmals in den Wahlurnen gegen Neoliberalismus eingetreten", bestätigt Gonzalo Berron von der "Alianza Social Continental", einem Zusammenschluss von sozialen Bewegungen und Bürger-Netzwerken aus beiden Amerikas. "Unser Treffen in Wien wird die klare Botschaft aussenden, dass wir den Neoliberalismus durch die Hintertür, also in Form von 'strategischen Partnerschaften' und interregionalem Freihandel, nicht befürworten."

Abschluss und zugleich Höhepunkt des "Gegengipfels": Die Einladung zu einem Treffen zwischen dem Präsidenten von Venezuela, Hugo Chávez, und dem Präsidenten der Republik Bolivien Evo Morales sowie den sozialen Bewegungen aus Lateinamerika, der Karibik und Europa. (Red.)

 

Gegengipfel
(Die Presse) 10.05.2006
Kampfansage an Neoliberalismus und Konzerne. Mehr als nur Anti-Politik auf der Gegenveranstaltung zum EU-LAC-Gipfel.

WIEN (jue). Es ist bereits Tradition, dass zu jeder internationalen Konferenz eine Gegen-Konferenz, zu jedem Gipfel ein Gegengipfel, organisiert wird. Kritiker von abgeschotteten Treffen der "hohen Politik" beschränken sich längst nicht mehr auf Protest, sondern sind selbst aktiv. In der Gegenveranstaltung zum EU-Lateinamerika-Gipfel soll nicht nur Kritik geübt werden: Es geht laut den Veranstaltern auch darum, brauchbare Alternativen zu entwickeln.

Rund 200 Organisationen aus Europa und Lateinamerika beteiligen sich am zweiten Alternativgipfel "Enlazando Alternativas" (Alternativen verknüpfen): Soziale Bewegungen, kirchliche Gruppen, Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften.

Im Mittelpunkt stehen die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen EU-Lateinamerika. In Seminaren, Workshops und Podiumsdiskussionen in Stadthalle, Kongresshalle und der Arena sollen Auswirkungen der Globalisierung diskutiert und alternative Strategien einer regionalen Integration ausgearbeitet werden. Zielscheibe der Kritik sind bestehende und geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und Lateinamerika, weil diese, in den Augen der Veranstalter, die jahrhundertelange Ausbeutung Südamerikas fortsetzen.

Um multinationale Konzerne anzuprangern, wird ein "Tribunal der Völker" abgehalten. "Zeugen" berichten über soziale und ökologische Ungerechtigkeiten und Menschenrechtsverletzungen europäischer Firmen in Lateinamerika. Die "Angeklagten"- Unternehmen wie British Petrol, Benetton, British Tobacco oder Unilever - sind nicht eingeladen.

Höhepunkt des Gipfels sind die Auftritte der Präsidenten Venezuelas und Boliviens, Hugo Chávez und Evo Morales. Beide sprechen auf der Abschlusskundgebung am Samstag. Chávez hat auch sein Kommen für eine Diskussion Freitagabend in der Arena in Wien zugesagt. Dass Politiker sowohl Gipfel als auch Gegengipfel besuchen, ist neu in der Geschichte der Globalisierungskritik.

Weitere prominente Teilnehmer sind die Tochter von Che Guevara, Aleida Guevara, der Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel und der deutsche Linkspolitiker Oscar Lafontaine.

 

 

Filmreihen:
Normale: Filme zum Alternativ-Gipfel
(Die Presse) 08.05.2006

Die "Normale 06" präsentiert ein filmisches Begleitprogramm zum ab 10. Mai in Stadthalle und Kongresshaus stattfinden Alternativen-Gipfel "Enlazando Alternavitas 2" von Staats- und Regierungschefs aus Lateinamerika und der EU (Info: www.normale.at). Schon heute beginnt im Wiener Cinemagic-Kino die "Junge Normale", die vor allem jungen Zusehern kritische Dokumentarfilme näher bringen will: Bereits um 9 Uhr läuft Manufacturing Consent (1992), ein interessantes Porträt von Linguist und Gesellschaftskritiker Noam Chomsky - der auch um 19.30 Uhr im informationsreichen Dokumentarfilm The Corporation (2003) zu Wort kommt.

Bericht über das Radioforum: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22676/1.html

Presseberichte über die Normale: http://www.normale.at/32776.html

Pressemitteilung von Hermann Dworczak

Weltumspannend arbeiten

stephanscom http://stephanscom.at/news/articles/2006/03/23/a10443

Artikel Unique

Artikel Politix